Liebe Kolleginnen und Kollegen
Deutschland hat im Mai 2000 das bisherige Betriebskonzept für
den Flughafen Kloten gekündigt. Seither fehlt der zürcherischen
Luftverkehrspolitik nicht nur die Rechtssicherheit, nach
der sich die Bevölkerung sehnt. Es fehlt auch an allgemein
akzeptierten Zielvorgaben und Prioritäten, an jeglichen vertrauenbildenden
Massnahmen für unsere eigene Zürcher Bevölkerung,
die Nachbarkantone und den Nachbarn Deutschland. Es fehlt zusammengefasst
eine klare Führung.
Die SP hat immer die Haltung vertreten, für ein neues Betriebskonzept
hätten alle einen Beitrag zu leisten. Nicht zuletzt die Luftfahrtindustrie
mit einem Verzicht auf unrealistische Wachstumsszenarien. Aber auch
bisher von Fluglärm verschonte Regionen, indem sie auch einen
Teil der Lasten mittragen.
Im Rahmen eines neuen Betriebskonzepts könnte auch der Gekröpfte
Nordanflug eine Rolle spielen. Wenn ein Teil der SP-Fraktion heute
nicht in den Chor miteinstimmen will, der seine rasche Einführung
fordert, dann deshalb, weil wir zuerst die Risiken und Nebenwirkungen
kennen wollen.
Für ein neues Betriebskonzept braucht es einen Konsens
innerhalb des Kantons, mit den Nachbarkantonen, mit Deutschland
und mit den Unternehmungen des Luftverkehrs. In der KEVU wurde
ja bereits das Postulat 124/2002 von Herrn Jauch mit dem gleichen
Inhalt behandelt. Der Flughafen ist daran, den Gekröpften Nordanflug
zu planen und wird darin vom Regierungsrat unterstützt. Technisch
stellen sich höchstens Terminprobleme, denn die rasche Einführung
setzt Investitionen und Genehmigungen voraus.
Vor der Inbetriebnahme dieser neuen Verteil-Variante sind aber
noch ganz wichtige Fragen zu klären:
1. Niemand kann heute sagen, wie Deutschland und der Aargau auf
die Einführung des Gekröpften Nordanflugs reagiert. Wollen
die Postulanten eine weitere Verschärfung der einseitigen Verordnung
provozieren ? Wir ziehen mit dem Bundesrat einem solchen Szenario
eine einvernehmliche Lösung vor.
2. Der Flughafen verkündete vor knapp einem Monat, der Gekröpfte
Nordanflug bedinge die Verlegung von Starts aus dem Westen in
den Süden. Ich staune, dass dieses Szenario niemanden
im Süden des Flughafens beschäftigt. Das Quartier Seebach
weiss schon heute, was Südstarts mit Linkskurve bedeuten. Ich
glaube kaum, dass Schwamendingen, Dübendorf und die Pfannenstiel-Region
Südstarts geradeaus begrüssen würden. Ganz zu schweigen
von Seebach, Affoltern und Regensdorf bei Südstarts mit Rechtskurve.
Mit der Ablehnung des Staatsvertrags haben die Politiker in der
Stadt und im Süden bereits ein gewaltiges Eigentor geschossen
und sind verantwortlich für die Südanflüge an Werktagen
ab Ende Oktober 2003. Sie laufen Gefahr, gegen ihre Bevölkerung
ein weiteres Eigentor zu schiessen, wenn Sie in Sachen Fluglärmverteilung
unüberlegt und unvorsichtig vorgehen.
Alle diese Fragen bewegen uns, jetzt nicht nach der ohnehin erst
langfristig realisierbaren Fluglärm-Verteilung aber subito
in den Aargau zu rufen. Das bereits überwiesene Postulat Vorlage
Nummer 4068 genügt.
Der von mir vertretene Teil der SP-Fraktion rät dem Kantonsrat
also ab von weiteren lächerlichen Macht-Demonstrationen zugunsten
der Stadt Zürich und der Pfannenstielregion. Das neue Betriebskonzept
muss in Verhandlungen mit unseren Nachbarn gefunden werden, sonst
drohen weitere Eigentore und eine Konzentration des Fluglärms
im Süden. Das ist für die SP - und diesmal für die
ganze Fraktion - unerwünscht.
Ich beantrage Ihnen deshalb, das Postulat 153/2003 nicht zu überweisen.
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