Woche vom 15. Dezember 2003
Zeitigt Blocher-Wahl kantonale Folgen ? Am
letzten Montag wurde mit Hilfe der geschlossenen Mitte-Links-Seite
und 3 Staatsangestellten aus SVP und FDP der Versuch gestoppt, dem
Staatspersonal jegliche Lohnerhöhungen infolge Beförderung
zu streichen. Der Teuerungsausgleich und der automatische Stufenanstieg
waren ja bereits vom Regierungsrat (m.E. zu Recht bei einer Teuerung
von 0.2%...) gestrichen. Damit scheint ein Nein der SVP zum Budget
sicher. Oder honoriert die Blocher-Truppe den Support durch die
einflussreiche Zürcher FDP mit einem Ja zum Budget doch noch
? Sicher ist: das Verhalten der nun gestärkten nationalen Regierungspartei
SVP auf kantonalem Heimterrain wird in der ganzen Schweiz Beachtung
finden.
Woche vom 8. Dezember 2003
Die Budget-Debatte 2003: Lauter Oppositionen ? Die
Positionen der Fraktionen zum Budget 2004 scheinen bezogen. Die
SVP liefert 60 Nein-Stimmen, wenn die FDP nicht noch einmal ein
dreistelliges Mio.-Sparpaket unterstützt, was diese nicht tut.
Die SP liefert 53 Nein-Stimmen, wenn die FDP nicht ein paar besonders
harte Kürzungen (Bildung, Gesundheit, Umweltschutz) zurücknehmen
hilft, was diese ebenfalls nicht tut. Die Grünen liefern aus
dem gleichen Grund 14 Nein Stimmen. FDP, CVP und EVP mit ihren total
51 Stimmen unterstützen das Budget und die Sparmassnahmen mit
mehr oder weniger Begeisterung. Also eine satte Zweidrittel-Mehrheit
der Oppositionen. In jedem anderen Staat würde dann die Regierung
zurücktreten und Neuwahlen ausschreiben lassen.
Der Kanton Zürich wird nichts dergleichen erleben. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit wird der Regierungsrat 2004 ohne Budget amtieren
und relativ frei auslegen, welche Ausgaben für die Staatstätigkeit
unerlässlich sind und auch ohne Budget getätigt werden
dürfen.
Trotzdem wird um ca. 70 Details an mind. 6 Sitzungen während
Stunden Streit demonstriert werden, wie wenn es um die Wurst ginge.....
Und im Februar werden wir ja dann das Sanierungsprogramm 04 beraten,
das noch weit grössere Einschnitte bringt. Aber: Darüber
werden die Stimmberechtigten abstimmen können !
Woche vom 1. Dezember 2003
Wie werden unsere Richter gemacht ? Am
letzten Montag wurde Daniel Bussmann aus Uster auf Vorschlag der
SP-Fraktion zum neuen Oberrichter gewählt. Das wusste ich das
trotz geheimer Wahl am Montag bereits zwei Wochen zuvor. Warum ?
Nun, die Wahl von Richtern oberer Stufen findet nach genauen Regeln
und proportional zur Fraktionsstärke der Parteien statt. Dass
das Parlament die Richter wählt, ist an sich ein Konstruktionsfehler
im demokratischen System, denn diese müssen ja völlig
unabhängig von der Parteipolitik amten können.
Da eine Volkswahl aber auch keine Unabhängigkeit garantiert
(jemand müsste ja dem Richterkandidaten die Wahlwerbung bezahlen),
wählt also der Kantonsrat. Die Ansprüche der Parteien
auf die Richtersitze werden nach jeder Kantonsratswahl neu ausgerechnet.
Es muss aber kein Richter zurücktreten, weil seine Partei die
Wahlen verloren hat. Die Korrektur findet beim nächsten (meist
Alters-) Rücktritt statt. Für die Nomination ist die Fraktion
zuständig, welche auf Antrag der SP-internen Justizkommission
entscheidet. Dieser Kommission gehören KantonsrätInnen,
Richter und andere Juristen sowie Mitglieder der Parteileitung an.
Sie sichten den Lebenslauf, die Qualifikationen und führen
Interviews. Bei aller Patreitreue hat die Fraktion darauf zu achten,
dass die Befähigung zum Richter nicht davon abhängig sein
darf, ob jemand häufig Unterschriften sammelt, die SP-Sektionskasse
verwaltet oder die Partei in einer Gemeindebehörde vertritt.
Die vorgeschlagenen KandidatInnen stellen sich dann der Fraktion
vor und werden in geheimer Wahl nominiert. Wie bei jeder Personalentscheidung
ist die Präsenz an solchen Sitzungen besonders hoch !
Woche vom 24. November 2003
Es lebe der ÖV !: Am Montag hat
der Kantonsrat mit grossem Mehr der 3. Teilergänzung der S-Bahn
zugestimmt. Mit diesem Projekt werden weitere über 90 Mio.
Fr. in Bahnhofausbauten, Doppelspuren etc. investiert. Trotz ÖV-feindlicher
Grundeinstellung wird auch eine Mehrheit der SVP zustimmen, denn
der Druck der Gemeinden und Regionen für bessere Verbindungen
wird stärker sein als der Wunsch, den Autoverkehr zulasten
der Schiene zu fördern.
Beim Thema Luftverkehr wurde anlässlich der Abschreibung zweier
Postulate gegen den Fluglärm-Staatsvertrag und für den
Gekröpften Nordanflug Rückschau gehalten auf anderthalb
Jahre brutal gescheiterter bürgerlicher Flughafenpolitik, die
mit der Absetzung von Regierungsrat Jeker per 1.1.04 endete. In
meinem Votum
habe ich auf die gesammelten Fehleinschätzungen von SVP, FDP
und Unique hingewiesen und einmal mehr die Forderung der SP nach
einer Beschränkung des Verkehrs und der Betriebszeiten am Flughafen
vertreten. Diese Forderung konnte wegen anhaltender Renitenz von
Uniquem Regierungs- und Bundesrat auf dem parlamentarischen Weg
nicht umgesetzt werden. Ein neuer Volksentscheid zur Dimensionierung
des Luftverkehrs im Kanton Zürich ist notwendig !
Woche vom 17. November 2003
Tag der Bildung: Am 19. November war
Tag der Bildung.
Hiezu lud die Kantonsschule Bülach KantonsrätInnen
ein. Einen Morgen lang stellten wir uns den Meinungen und Fragen
von LehrerInnen und Schulklassen. Ich ergriff die Gelegenheit und
machte - auch in der Italienischklasse von Frau Aubert - auf die
Zusammenhänge zwischen Steuersenkungen und Sparprogrammen aufmerksam
und forderte die stimmberechtigten SchülerInnen auf, am 30.
November die beiden Steuersenkungs-Initiativen kritisch zu hinterfragen.
Die Abschaffung Handänderungssteuer dürfte die Gemeinden
jährlich ca. 100 Millionen kosten oder ca. 2-3 Steuerprozente.
Die Steuersenkungsinitiative der SVP kostet den Kanton ca. 70 Mio.
pro Jahr. Die bei einer Annahme dieser Initiativen notwendigen neuen
Sparprogramme würden auch am Bildungswesen weitere Einschnitte
bringen.
Woche vom 10. November 2003
Auch eine Art Bettelbriefe: Seit Wochen
werde ich überflutet mit Briefen von Leuten und Gremien, die
von den Sparmassnahmen im Kantonsbudget 2004 und im Sanierungsprogramm
04-06 betroffen sind: Handarbeitslehrerinnen und Bergbauern, Mittelschulen
und Denkmalschützer, ganze Stadträte und Schulklassen.
Am meisten verwundert hat mich der diesbezügliche Brief der
Primarschulpflege Stadel: Diese Gemeinde hat im April zu 55% SVP
gewählt und vor drei Jahren die Abschaffung der Erbschaftssteuer
haushoch angenommen. Auch ist nichts davon bekannt, dass die am
30.11. zur Abstimmung kommende Abschaffung der Handänderungssteuer
oder die SVP-Initiative für maximal 98% Staatssteuern in Stadel
auf Empörung stiesse !
Wir von der SP haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die tiefen
Einschnitte bei den Steuern für Reiche dafür sorgen werden,
dass bei Bildung, Gesundheit, Umweltschutz, Kultur und Sicherheit
gespart werden muss.
Kurzfristig lässt sich an der Misère nichts mehr ändern.
Allein die Abschaffung der Erbschaftssteuer kostet uns jährlich
gut 300 Millionen oder 10 Steuerprozente. Die gesamten Sparmassnahmen
könnten wir uns schenken oder sie viel überlegter angehen,
wenn das Zürcher Volk den Vertretern der Multimillionäre
nicht auf den Leim gekrochen wäre !
Sollen wir nun die Bergbauern im Oberland für Blochers Politik
und ihre Naivität bestrafen ? Sollen die Primarschüler
in Stadel eine schlechtere Bildung erhalten, damit im Kanton Zürich
die sozialen Ungleichheiten weiter wachsen können ?
So weit darf es nicht kommen ! Dafür wurde schliesslich die
Linke in den Wahlen massiv gestärkt.
Woche vom 3. November 2003
Hinter den Kulissen: Der höchste Zürcher
und wie man ihn macht: Das Präsidium des Kantonsrates,
also die Ehre, "höchste Zürcherin oder höchster
Zürcher zu sein" wird in den Fraktionen erkoren, die in
einem streng reglementierten Turnus an der Reihe sind. Die Regel
ist einfach: Zum Jahr, in dem die Fraktion zum letzten Mal das Präsidium
stellte, wird der Faktor von 180 geteilt durch die Zahl der Sitze
bei der letzten Wahl gezählt. Jedes Jahr ist die Fraktion an
der Reihe, das 2. Vizepräsidium zu stellen, welche die tiefste
Zahl aufweist. So ist 2004 die SP dran, 2005 die SVP, 2006 die FDP
und 2007 die Grünen, wenn die dannzumaligen Wahlen keine Veränderung
ergeben. Ein Präsidiumsmitglied ist zuerst ein Jahr lang 2.,
ein weiteres Jahr 1. Vize, schliesslich kommt das ersehnte Präsidialjahr.
Voraussetzung für die Wahl ins Präsidium ist der eiserne
Wille:
- aus der angestammten Kommission zurückzutreten und in die
Geschäftsleitung zu wechseln
- während 3 Jahren in den Streitsachen den Mund zu halten
- im Präsidialjahr an 300 Anlässen zu repräsentieren
und ebenso viele Reden zu halten
- die Sitzungen diszipliniert durchzustehen und neutral zu leiten,
ohne die kleinen Vorteile für die eigene Fraktion zu vergessen
- Als PräsidentIn sich bei jeder Abstimmung der Stimme zu
enthalten
Üblicherweise bewerben sich Kantonsratsmitglieder am Ende
ihrer Karriere ums Präsidium und treten danach entweder zurück
oder die Flucht nach vorn Richtung National- oder Ständerat
an.
Vor allem wegen des zweiten der obigen Gebote wird man mich nicht
so schnell unter den InteressentInnen für das Präsidium
finden....
Woche vom 27. Oktober 2003
Der Kampf um die Kantonsfinanzen: In
den Fraktionen und Kommissionen wird jetzt der Voranschlag 2004
(VA04) vorbereitet. Darin eingeschlossen sind bereits die ersten
Massnahmen des Sanierungsprogramms 2004 (SAN04), nämlich die
sofort wirksamen, die keine Gesetzesänderung voraussetzen.
Die SP kämpft in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Umweltschutz
und Öffentlicher Verkehr gegen einen kurzsichtigen Leistungsabbau
an. Da für Mehrausgaben gegenüber dem Regierungsvorschlag
91 Stimmen notwendig sind, reicht selbst eine Koalition mit SP,
Grünen, EVP und CVP (89 Stimmen) nicht aus. Die FDP muss sich
also besonders bei der Bildung klar werden, was sie will. Eine Unterwerfung
unter den rigiden Sparkurs der SVP kostet sie einiges an Glaubwürdigkeit
!
Wir Mitglieder des Kantonsrates werden im Vorfeld der VA04- und
SAN04-Debatten mit Rundbriefen eingedeckt. Liebe Handarbeitslehrerinnen,
Kunststudenten, Bergbauern und BetreuerInnen von Drogenkranken:
Ja, wir würden euch gerne gegen den Sparkurs unterstützen,
aber die Steuersenkungen der vergangenen Jahre können wir nicht
so schnell rückgängig machen - im Gegenteil: Bereits am
30. November stimmen wir wieder über zwei Steuersenkungs-Initiativen
ab, die neue Löcher in unsers staatliches Grundangebot reissen
werden.
Nationalratswahlen vom 19. Oktober 2003 und Woche danach
Die Nationalratswahl 2003 war der 12. Wahlgang, bei dem ich kandidiert
habe. Vier Mal konnte ich die angestrebte Wahl feiern (2x RPK, 1x
Gemeinderat, 1x Kantonsrat). Vier Mal schnitt ich gut ab, unsere
Liste konnte zulegen, aber persönlich reichte es nicht zum
Kantonsrats-Sitz. Und drei Mal musste ich eine Niederlage einstecken
und meine Supporter wieder aufrichten. Was für Resultate, Stimmungen
und Reaktionen hält wohl der 19. Oktober 2003 für mich
bereit ?
Von Freitag bis Sonntag Mittag werde ich mich ins Tessin zurückziehen.
Am Sonntag Morgen werde ich am 10. Meisterschaftslauf der
Tessiner OL-Meisterschaft auf dem Monte Ceneri teilnehmen
und versuchen, meinem Klub GOLD Savosa im harten Zweikampf mit O-92
Piano di Magadino zu wertvollen Punkten zu verhelfen. Eine willkommene
Ablenkung...
Nachmittags werde ich nach Wallisellen zurückreisen, um mit
meinen Walliseller Partei-KollegInnen die Wahlsendungen zu verfolgen.
Am Abend trifft man den harten Kern der SP Kanton Zürich im
Ristorante Cooperativo in Zürich. Dort sah
man z.B. im März 1990 zwei Walliseller SPler auf dem Tisch
tanzen und den Erfolg des neuen Stadtpräsidenten Sepp Estermann
beklatschen. Hoffentlich können wir dieses Mal den gleichen
Kollegen als neuen Ständerat feiern !
Gegen Mitternacht sollen vom Statistischen Amt die Namen der gewählten
Nationalratsmitglieder bekannt gegeben werden. Dann werden Lebensträume
in Erfüllung gehen oder mindestens für vier Jahre begraben
werden müssen.
Am Montag Morgen um 08.15 trifft sich dann die SP-Kantonsratsfraktion
zur Vorbereitung der Budget-Debatten. Einige Leute werden bis dann
ein gewisses Schlafmanko aufweisen. Andere werden strahlen und sich
auf den Gratulationsmarathon im Rathaus freuen.
Mitten im Wahlkampf: In
5 Tagen ist der Nationalrats-Wahlkampf schon Geschichte. Die zahlreichen
Veranstaltungen, die mir den Kontakt mit politisch interessierten
Mitmenschen und der lokalen Tierwelt ermöglichten, haben mir
Spass gemacht, zum Beispiel auch die Viehschau Birchwil mit der
Wahl von Miss Kreuzstrasse !
Noch spannender allerdings der Termin davor: Jugendsession
in Zürich. Zusammen mit der Konkurrenz von EVP und FDP wurde
ich von Ostschweizer Jugendlichen "auseinander genommen".

(Foto E. Lehmann, Dorfblitz Nürensdorf)
Mein Wahlkampf-Team investierte viel Energie und
Zeit in die Verbreitung unserer Botschaften. Nach wie vor freue
ich mich auf Ihr Interesse, Feedback
und vor allem auf Ihre Unterstützung !
Wenn Sie noch nachträglich einen Beitrag leisten möchten,
ist Ruth Fries die Kontaktperson.
Unsere Postchecknummer ist 80-55148-9, SP Wallisellen, Vermerk "Komitee
Ruedi Lais"
Woche vom 29. September 2003
"Sparen" auf Kosten der Gemeinden Durch
die Steuergeschenke an die Erben und die Reichen gezwungen, muss
der Kanton drastisch sparen. Da liegt es nahe, Kosten an die Gemeinden
weiterzugeben, die ja in den letzten Jahren ihre Steuersätze
fast durchs Band weg senken konnten. Aber ist das "Sparen"
? Und macht es Sinn, nur die Kosten, nicht aber die Entscheidungen
an die Gemeinden weiterzugeben. "Linke" Schadenfreude
könnte schon aufkommen, wenn die bürgerliche Übermacht
in den Gemeinderäten die Folgen der Sparhysterie ihrer Parteien
im Kantonsrat ausbaden müsste.
Als Auftakt der 2003er-Spardebatte hat gestern Montag entschieden,
dass die Gemeinden 45 Spitalbeiträge übernehmen müssen.
Zu den Budgets der Gesundheitsdirektion werden sie weiterhin nichts
zu sagen haben. Eine SP-Mehrheit wehrte sich vergeblich für
die finanziell angeschlagenen Finanzen der Städte.
Woche vom 22. September 2003
Zürich beim Kantonsreferendum nicht dabei ! Die
unverantwortlichen und für die MieterInnen ungerechten Steuersenkungen,
welche FDP, SVP und CVP im National- und Ständerat beschlossen
haben, gehen bei vielen Kantonen an die Substanz. Die Kantone müssen
nämlich die neuen Tricks, die Hausbesitzer bei den Steuern
zu entlasten, ebenfalls in ihre Steuergesetze aufnehmen. Und die
Entlastung für Familien bei der Bundessteuer bringt dem Mittelstand
und den einkommensschwachen Familien gar nichts, da sie praktisch
keine Bundessteuern bezahlen. In diesem Punkt muss die CVP Farbe
bekennen: Ihre Familienpolitik nützt Familie Blocher mehr als
Familie Normalverdiener, die bald die Krankenkassenprämien
nicht mehr bezahlen kann.
Leider wird der Kanton Zürich beim Kantonsreferendum nicht
dabei sein, da FDP, SVP und CVP auch hier zusammen halten. Umso
wichtiger wird es sein, dass das Zürcher Volk dann im Frühling
für gesunde Bundes- und Kantonsfinanzen und gegen weitere Steuerentlastungen
der gut Verdienenden stimmt !
Woche vom 15. September 2003
Noch eine neue Autobahn planen ? In einem
Anfall von Autobahn-Euphorie will die rechte Ratsseite eine neue
Autobahn Baden-Bülach-Winterthur in die kantonalen
Pläne aufnehmen lassen. Die Regierung lehnt dieses Ansinnen
ab und verweist auf die verheerenden Folgen, die diese neue Strasse
auf die Siedlingsstruktur des Unterlandes hätte. Wenn nur im
Zusammenhang mit allen neuen Autobahnen so klare Worte fielen !
Ich habe namens der SP und der Grünen gegen die Planung der
"Äusseren Nordumfahrung" votiert (Votum).
Die bürgerliche Mehrheit fand aber eine Demonstration gegen
Dorothée Fierz und für noch mehr Autobahn-Projekte angebracht.
In einer weiteren Dringlichkeitsdebatte habe ich mich vorher dagegen
ausgesprochen dass der Kanton Zürich die Einrichtung
eines Instrumenten-Landesystems ILS für die Südpiste 34
blockiert. Der Rat folgte mit grosser Mehrheit dieser Argumentation.
Die Grünen, welche diese Forderung stellen, wollen einen Konfrontationskurs
mit Deutschland anheizen, der sowohl für den Flughafen, wie
auch für die AnwohnerInnen grosse Risiken bringt. Ohne Absprache
mit Deutschland müssen nach meinen Informationen mehr Starts
in den Süden verlegt werden, wenn dereinst von Nordwesten her
gelandet werden kann. Dass die Forderung mit "Steuerausfällen
im Süden" oder drohenden "Aktionen" aus der
Bevölkerung unterstrichen wird, grenzt an Erpressung. Immerhin
ist die Rechts- und Sicherheitslage beim ILS für die Ostpiste
exakt die gleiche, und dort wollen die Grünen nichts unternehmen.
Woche vom 8. September 2003
Wir basteln uns ein Gesetz: Am Montag stand unerwartet
ein allgemeines Gesetzebasteln auf dem Programm. Während normalerweise
die vorbereitende Sachkommission mit fertigen Anträgen und
ein paar Minderheitsanträgen zur Debatte antritt, war es beim
Anwaltsgesetz ganz anders: Reihenweise traten VotantInnen auf, die
an Ort und Stelle noch einen kreativen Beitrag zum neuen Gesetz
leisten wollten. Die grosse Ratsmehrheit (alle Nicht-Anwälte
und Nicht-Betroffenen) standen widerwillig auf, wenn der Antrag
von jemandem aus en eigenen Reihen eingebracht wurde. Keine 10%
der Ratsmitglieder verstanden, worum es im Einzelnen ging ! Zum
Glück sind solche Debatten sehr selten!
Woche vom 1. September 2003
Gerrymandering und andere Tricks im Wahlgesetz: Heute
wurden die Sitze im Kantonsrat neu verteilt. Natürlich nicht
wirklich, denn die Wahlen liegen ja erst 4 Monate zurück !
Aber mit dem neuen Gesetz über die politischen Rechte und der
Berechnungsmethode für die Sitzzuteilung werden die Weichen
für die Wahlen 2007 bereits entscheidend gestellt. Neu werden
die Sitze nicht mehr in den Wahlkreisen verteilt, sondern zentral
für den ganzen Kanton. In einem zweiten Schritt werden sie
dann den Wahlkreisen zugewiesen. Mit diesem Entscheid muss auch
nicht mehr über die Gestaltung der Wahlkreise gestritten werden.
"Gerrymandering" kann also nicht betrieben werden. Darunter
verstehen die Wahlrechtsspezialisten das Zuschneiden von Wahlkreisen
zugunsten der eigenen Partei. Ein Herr Gerry kreierte vor langer
Zeit in Massachusetts (USA) einen salamanderförmigen Wahlkreis
für sich, der seine Hochburgen zusammenfasste - daher der Name.
Wenn es nach dieser Methode nur noch 1/360 der Stimmen, also knapp
0.3% braucht, um 0.51 Sitz zu erhalten, der dann aufgerundet wird,
droht eine heillose Zersplitterung des Parlaments mit zahllosen
Miniparteien. Deshalb muss eine Wahlhürde definiert werden,
die handlungsfähige Fraktionen sicherstellt. Dabei hat die
Mehrheit, zu der die SP zählt, bestimmt, dass jede Partei,
die in mind. 1 Bezirk 5% erreicht, Sitze erhält. Das neue Verteilverfahren
kann nur noch EDV-gestützt durchgeführt werden und heisst
nach seinem Erfinder "Doppelter Pukelsheim".
Woche vom 25. August 2003
Gekröpfter Nordanflug: Ein weiteres
Mal verlangten Vertreter aus der Südanflug-Schneise die rasche
Einführung des Gekröpften Nordanflugs, um die eigene Bevölkerung
vor dem Fluglärm zu bewahren. Meine Aufgabe war es einmal mehr,
auf die Risiken und Nebenwirkungen dieser Abschiebe-Taktik hinzuweisen.
(Votum) Deutschland
wird provoziert, weitere Verschärfungen seiner Fluglärm-Verordnung
zu verkünden, und Unique droht bereits, dass Anflüge aus
Nordwesten Starts Richtung Süden/Pfannenstiel bedeuten. Doch
die eifrigen Stadt- und Südvertreter liessen sich nicht davon
abhalten, nach dem Nein zum Staatsvertrag (Morgenanflüge werktags
ab 6 Uhr) weitere Eigentore zu schiessen, um in einer fernen Zukunft
das absolut fluglärmfreie Paradies zu erreichen....
Abwesenheits-Verbot: Noch in der letzten
Amtsdauer setzten SVP und FDP die Streichung der höchsten Progressions-Stufe
im Steuergesetz durch (13% x Steuerfuss Kanton x Steuerfuss Gemeinden).
Nach dem Linksrutsch vom April haben sie aber nur noch 89 von 180
Sitzen. Die anderen Parteien kippten mit ihrer 1-Stimme-Mehrheit
(auf jeder Seite des Saals waren fünf Leute abwesend) dieses
Steuergeschenk an die Grossverdiener. Die 53 SP-Sitze waren alle
besetzt - das Resultat war 85:84 für die linke Seite.
Herzlichen Dank an die WählerInnen im April, die die FDP/SVP-Mehrheit
beendeten, herzlichen Dank auch an die geschlossene CVP, welche
wieder zu einem politischen Faktor im Kantonsrat wurde !
Woche vom 18. August 2003
Lehrstellen-Kampagne: Das wichtigste
(zählbare!) Resultat der Ratssitzung vom 18. August sind die
45 zusätzlichen Lehrstellen, die der Kanton geschaffen hat.
Die SP-Fraktion (namentlich Chantal Galladé) hat sehr früh
den notwendigen politischen Anstoss gegeben.
Woche vom 7. Juli 2003
Grossdemonstrationen: Nach dem LehrerInnenstreik
und der Kundgebung von Kantonsangestellten waren am 5. Juli die
GegnerInnen von Süd-Anflügen dran: Mit einer Grossdemonstration
wollen sie die Einigung zwischen der Schweiz und Deutschland kippen.
Das Spiel mit den Medien klappt beim Fluglärm natürlich
bestens. Je mehr Knatsch die Fluglärmregionen gegen einander
veranstalten, desto interessanter werden all die Kolumnen, Talks
und Berichte. Ich verstehe zwar die Aufgeschreckten aller Wohn-Hügel
gut. Nach über 10 Jahren Flughafenpolitik erstaunt mich aber
schon, mit welcher Unverfrorenheit diejenigen, welche mit ihrer
Wachstumsgläubigkeit die Probleme geschaffen haben, nun einen
Beitrag an deren Lösung verweigern.
Für die SP droht Ungemach, indem mit Moritz Leuenberger und
Elmar Ledergerber zwei führende Figuren einander heftig befehden
- freudig begleitet von TeleZüri...
Woche vom 30. Juni 2003
Luftverkehrs-Debakel: Vergangene Woche
ist wohl ziemlich klar geworden, dass die SWISS nur noch durch politische
und wirtschaftliche Wunder gerettet werden kann. Die Ex-Crossair-Piloten
sind zum Äussersten bereit und haben angesichts des Abbaus
der Regionalflotte um über die Hälfte auch nicht mehr
viel zu verlieren.
Auch im Streit um die Regelungen mit Deutschland rückt eine
starke Macht der SWISS und dem Flughafen mit Rambo-Methoden zu Leibe.
Setzt sich der Zürcher Stadtpräsident im Verbund mit der
Pfannenstil-Region durch, so kann Zürich-Kloten in den nächsten
Jahren nicht mehr jederzeit angeflogen werden - eine ökonomische
Katastrophe.
In der Sitzung vom 30. Juni wurde der Regierungsrat wieder einmal
aufgefordert, gegen Deutschland in den Krieg zu ziehen. Namens der
diesmal einstimmigen SP-Fraktion habe ich aufgezeigt (Votum),
dass mit der derzeitigen sinnlosen Eskalation auf Seiten von Swiss
Pilots, der Stadt Zürich und der Politiker der Region Pfannenstil
nicht nur die Swiss, sondern der internationale Flughafen Zürich-Kloten
keine Zukunft hat.
Wahldebakel: Die SVP versuchte, mit ihren
61 Stimmen nicht nur ihre 4 Sitze im ZKB-Bankrat zu verteidigen,
sondern auch noch gleich den grünen Kandidaten ohne Vorwarnung
abzuschiessen. Die FDP wollte ihrer neu wieder heiss geliebten Schwesterpartei
dabei helfen. Das Resultat sorgte für grosse Schadenfreude:
Von den Grünen wurden der offizielle und der
ohne sein Wissen nominierte Sprengkandidat gewählt - auf der
Strecke blieb ein altgedienter SVP-Politiker als Opfer der Machtspiele
seiner Parteiführung. Auf der Strecke blieb aber auch wieder
ein Stück Vertrauenswürdigkeit von Kantonsrat und Kantonalbank.
Woche vom 23. Juni 2003
Steuer- und andere Geschenke: Wie nicht
anders zu erwarten war, unterstützte der Kantonsrat (dank 7
dissidenten CVP- und EVP-Mitgliedern) die Abschaffung der Handänderungssteuer.
Das letzte Wort hat das Volk an der Urne.
Viel erfreulicher ein anderes Geschäft: die beiden Raddampfer
"Stadt Zürich" und "Stadt Rapperswil" sollen
mit Kantonsbeiträgen renoviert werden. Dieses Geschenk hat
alle gefreut !

Woche vom 16. Juni 2003
Tollkühne Dringlichkeit:
Am 16. Juni befand der Kantonsrat über die Dringlichkeit eines
Vorstosses, mit dem drei Exponenten der Südanflug-Gemeinden
Dübendorf, Fällanden und Zumikon den sogenannten "Gekröpften
Nordanflug" fordern. Mit diesem unkonventionellen Anflugverfahren
könnte ihren Gemeinden der Südanflug erspart bleiben.
Auch die SP Stadt Zürich fordert diese Variante, welche den
Aargau und Waldshut belasten würde. So kam eine breite Mehrheit
von 109 Stimmen für das Postulat zustande.
Als Fraktionssprecher votierte ich gegen die Dringlichkeit. (Votum)
Jetzt noch Powerplay zu spielen und die Nachbarn mit einer "Lösung"
provozieren, welche ohnehin erst in einigen Jahren betriebsbereit
ist, ist dumm. Der Einsatz gegen regionalen Egoismus trug mir einige
geharnischte bis wüste E-Mails ein.....
Das voraussehbare Ja zur Dringlichkeit wird Deutschland definitiv
ein Einlenken verunmöglichen und die Swiss bei nasser Piste
nach Basel vertreiben. Die SVP wird darüber erfreut sein, weil
sie sich ein Ende der Swiss noch vor den Nationalratswahlen wünscht.
Der Egoismus des Südens und der Stadt Zürich spielt dieser
Taktik in die Hände. Am Ende bleibt der Scherbenhaufen, den
FDP und SP zu verantworten haben. Am meisten ärgert mich natürlich
die Haltung der städtischen Genossen in ihrer Arroganz den
Landregionen gegenüber...
Teure Legislaturziele: Die SP-Fraktion
ist daran, sich Ziele für die Legislatur 2003-2007 zu setzen.
Gleichzeitig müssen wir die 144 Massnahmen mit 33 Gesetzesänderungen
behandeln, mit denen im Zürcher Staatshaushalt die unvernünftigen
Steuergeschenke an die Reichen kompensiert werden sollen.
Gleichzeitig kreative Lösungen für die Probleme der nächsten
Jahre entwickeln und die Handlungsfähigkeit des Staates sicherstellen
- eine komplexe Aufgabe ! Dass die SP Kanton Zürich gleich
in der ersten Reaktion erklärte, über 1 Mrd. von 2 Mrd.
Einsparungen "könne man diskutieren", war ein Kommunikations-Flop.
Es geht doch jetzt darum, Mehrheiten für die sinnvollen Staatstätigkeiten
in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Kultur, Umwelt und Sicherheit
zustande zu bringen. Wie jedes Jahr muss aber natürlich auch
beim Budget jede geplante Ausgabe, insbesondere die steigenden Posten,
hinterfragt werden.
Woche vom 26. Mai 2003
Mehrsprachigkeit: On Monday, May
26th, once again the cantonal policy regarding multilinguality was
on the list of topics. The conservative minority in education matters
tried to impose on our Regierungsrat a decision for only one foreign
language to be learned during the first 6 years of school. This
was suggested despite the fact that the Regierungsrat is not competent
for such a decision, but the Bildungsrat.
The small majority (88:76) still wants English AND French to be
introduced in the early school years, whereas a Immersion System
should be used for the first, and tradition language lessons for
the second. Some (like myself) voted for formal reasons with the
majority but are sceptical with the language policy.
La position prise par le Gouvernement zuriqois est partagée
par les autres cantons de la Suisse alémanique centrale,
orientale et Argovie, tandis que Bâle, Berne et les autres
cantons limitrophes avec la Romandie veule maintenir la priorité
de la deuxième langue officielle suisse. La réalité
des jeunes suisses de toutes les régions linguistique est
en ouverte contradiction avec la politique linguistique officielle
!
Essendo uno super-Svizzero capace di comunicare nelle 3 lingue
ufficiali, devo nonostante accettare la realtà dei giovani.
L'inglese viene imposto ogni giorno attraverso la pubblicità,
i mass-media ed uno slang da Ghetto Nova-Yorkense trasportato via
TV nei cervelli svizzeri. Il francese invece disparisce rapidamente
dalla vita quotidiana della Svizzera tedesca, ad eccezione di certe
città bernesi o friborgesi.
Woche vom 19. Mai 2003
Eröffnung: Am Montag wurde
der Kantonsrat feierlich eingesetzt. An der neuen Sitzordnung wurde
sichtbar. dass ein Linksrutsch stattgefunden hat. Genau 90 SVP-
und FDP-VertreterInnen sitzen auf der rechten, alle anderen auf
der linken Seite des Saals. Die SVP stellt für ein Jahr den
Präsidenten stellen.
Schon an der ersten Sitzung "wetterte" ich die SP-Fraktion
dagegen, dass der Kanton Zürich gegen Deutschland in einen
"Fluglärm-Krieg" (Zitati Ueli Maurer) zieht, wie
es die SVP-Fraktion vom Regierungsrat verlangt.
38 KollegInnen haben zum ersten Mal im Rathaus Platz genommen, haben
sich erhoben. setzten sich, standen wieder auf, lasen Zeitung, erhoben
sich wieder.....
Woche vom 12. Mai 2003
Abschied: Am letzten Montag wurden
40 KollegInnen aus dem Kantonsrat verabschiedet, darunter 19 vom
Volk abgewählte. Mit Nationalrätin Barbara Marty, Peter
Stirnemann und Regula Ziegler traten unsere SpezialistInnen für
Raumplanung, Öffentlichen Verkehr und praktischen Umweltschutz
zurück.
Am Nachmittag konstituierte sich die auf 55 Mitglieder (53 KantonsrätInnen
und 2 Regierungsratsmitglieder) neu, verteilte also die Kommissionssitze.
Ich wurde wieder in den Fraktionsvorstand und neu in die Kommission
Energie, Verkehr, Umwelt (KEVU) gewählt.
Wir Bisherigen sind natürlich gespannt auf die Fülle von
Energie, Ideen und Know-How, die unsere 18 neuen KollegInnen mitbringen
!
Woche vom 5. Mai 2003
Oberlandautobahn: Heute stand die
Oberlandautobahn Uster-Betzholz im Zentrum des Interesses. Als Fraktionssprecher
begründete ich, weshalb die Bevölkerung im Oberland sich
wohl zu viel Entlastung verspricht. Trotzdem werden SP und Umweltorganisationen
das Referendum nicht ergreifen, denn heute ging es nur um einen
9 Mio.-Projektierungskredit, ein Abstimmungskampf lohnt sich nicht.
(--> mein Votum).
Barbara Marty ist seit 20 Jahren im Kampf gegen die Oberlandautobahn
engagiert und ergreift selbstverständlich auch an ihrer zweitletzten
Ratssitzung noch einmal das kämpferische Wort; sie wird im
Nationalrat diese Mission weiterführen.
Woche vom 7. April 2003
Geschwellte Brüste und Tränen:
Die Sitzung vom 7. April war eine ganz spezielle. 19 Kolleginnen
und Kollegen haben ihr Mandat verloren. Die einen ganz unerwartet,
die anderen konnten es erwarten. Ein paar Glückliche haben
mirakulös ein wackliges Mandat verteidigt (einem kann ich ein
bereits gekauftes Abschiedsgeschenk überreichen...). Am meisten
Leid tut mir unser Fraktionskollege Luc Pillard. Wegen ein paar
Stimmpromillen mehr Zuwachs schnappen die Grünen seinen Sitz.
Inmitten des allgemeinen SP-Jubels muss er mit der Niederlage fertigwerden.
Ich kenne das Gefühl von meiner gescheiterten Wiederwahl als
Gemeinderat im Frühling 1998.
Auf der Gegenseite lernt der Gemeindepräsident von Gossau
den Verlust kennen. Vor einem Jahr noch hatte er sich über
die Abwahl seiner SP-Kollegin Barbara Marty aus dem Gemeinderat
gefreut....
140 KR-Mitglieder haben die Wiederwahl geschafft und nehmen mit
geschwellter Brust Gratulationen entgegen. Ich habe in Wallisellen
obenaus geschwungen und bin mit dem besten Resultat der SP-Liste
im Bezirk auch bei den Leuten.
Wahlnacht: In der Nacht vom 6.
auf den 7. April haben wir Kantonsratsmitglieder wenig Schlaf gefunden.
Die Linke aus SP und Grünen konnte einen historischen Wahlerfolg
feiern. Der Rüpel-Wahlkampf zwischen FDP und SVP hat die Wählerschaft
der einen abgeschreckt und die der anderen auch nicht übermässig
mobilisiert. Mit zähem Engagement und doch anständig im
Ton konnten wir Sie - unsere WählerInnen überzeugen. Wir
staunen dankbar, welche SP-Wahlresultate im Kanton Zürich möglich
sind.
Woche vom 31. März 2003
Schwanengesänge: Die letzten
Sitzungen vor den Wahlen werden einige Schwanengesänge bringen.
Ich schätze, dass ca. 13 KollegInnen abgewählt werden.
21 treten nicht mehr an. Von meiner Nichtwiederwahl bei den Gemeindewahlen
1998 her kenne ich das miese Gefühl, von der Wählerschaft
entlassen zu werden und kann nur hoffen, dass das mir erspart bleibt.
Kirche und Staat: Die Revision
der Kirchengesetze wurde definitiv verabschiedet. Die "Reformmehrheit"
von SP, FDP, CVP und Grünen hat gehalten. Ist es nur für
mich ein schlechtes Omen, dass es die gleiche Mehrheit ist, die
schon das vom Volk verworfene Volksschulgesetz trug ? Jedenfalls
ist im November ein harter Abstimmungskampf zu erwarten. Die SVP
und christliche Fundamentalisten werden versuchen, die Revision
mit den beiden Themen "Ausländerstimmrecht" und "Anerkennung
nichtchristlicher Religionsgemeinschaften" zu Fall zu bringen.
Ich bin wenig optimistisch, dass das Zürcher Volk fortschrittlich-liberal
entscheiden wird.
Fraktion: Wir bestimmen unsere
Haltung zu den Reformen bei der ZKB. Die SP und die SP wollen an
der vollen Anzahl politisch gewählter BankrätInnen und
BankpräsidentInnen festhalten. Mit meiner Meinung, dass die
parteipolitische Komponente in der Führung der ZKB durchaus
zugunsten der fachlichen Komponente etwas reduziert werden könnte,
werde ich in der Minderheit bleiben. Die SP-Kasse ist halt auch
auf die Abgaben der Mandatare angewiesen. Ich werde für die
Lösung mit 8 statt 10 nebenamtlichen BankrätInnen stimmen.
Woche vom 24. März 2003
Absenz: Zum vierten Mal insgesamt
muss ich eine Plenumssitzung ausfallen lassen. Ich reise zu Vertragsverhandlungen
mit einem Grosskunden nach Darmstadt. Es geht um den schweizerischen
Teil eines internationalen Vertrags über 728 Millionen €.
Meine deutschen KollegInnen staunen über unser Milizsystem.
Schlussbericht über die Parlamentsreformen:
Der Kantonsrat (resp. seine Reformkommission, an deren achtjähriger
Arbeit ich die letzten zwei Jahre beteiligt war) zieht eine erstaunlich
positive Bilanz über die Parlamentsreform. Sie unterscheidet
offenbar zwischen den Verbesserungen an der Institution Kantonsrat
und den seit 1995 eingetretenen realpolitischen Verhältnissen.
Mit einer professionelleren Kommissionsarbeit und neuen Instrumenten
wie dem Konsolidierten Entwicklungs- und Finanzplan und der Leistungsmotion
könnte der Rat tatsächlich wirksamer arbeiten. Wenn da
nur nicht die träge, mächtige Masse SVP und ihr unproduktiver
Dauerstreit mit der gelähmten FDP wäre !
Die Reformarbeit muss aber noch weiter gehen. Mit dem Organisationsgesetz
für den Regierungsrat und dem Controllinggesetz sollen die
Handlungsfähigkeit der Regierung einerseits, der direkte Einfluss
des Parlaments andererseits verbessert werden. Ich würde mich
freuen, auch in dieser vorbereitenden Kommission wieder dabei zu
sein. Die Erfahrung aus einer prozessgesteuerten Privatfirma aus
linker Sicht einbringen könnte fruchtbar sein. |