Woche vom 20. Dezember 2004:
Flughafendebatte unter dem Weihnachtsbaum: Der
Kantonsrat hat am Montag das Budget 2005 verabschiedet und Regierungsrat
Huber das erwartete Geschenk unter den Baum gelegt.
Ich liess mich vom Präsidenten der Finanzkommission, Werner
Bosshard (SVP, Rümlang) zu einem Spontanvotum hinreissen. Er
hatte behauptet (im Zusammenhang mit der Abschaffung des Hauswirtschaftsunterrichts
für GymnasiastInnen), mit dem Sanierungsprogramm habe das Stimmvolk
auch die Sparmassnahmen in der Bildung gutgeheissen. Dabei schaffte
dieses Programm nur gerade deswegen äusserst knapp die Hürde
von 50% Ja, weil eben gerade keine Bildungs-Sparmassnahmen darin
enthalten waren. Über diese konnte das Volk nicht abstimmen,
denn sie erforderten keine Gesetzesänderungen.
Am Nachmittag wurden noch einmal viele Flughafenthemen der letzten
zwei Jahre angetippt: Bewegungs-Plafonierung, Nachtruhe, Gekröpfter
Nordanflug, Pisten-Ausbauten.
Es gab zwar keine Entscheide zu fällen. Dennoch habe ich zusammen
mit meinen Fraktionskollegen Peter Anderegg und Thomas Hardegger
die vorsichtige, gemässigte Flughafenpolitik der Zürcher
SP vertreten. Von Regierungsrätin Fuhrer verlangten wir, dass
sie sich nicht mehr nur als Unique-Verwaltungsrätin gebärdet
und auch vom Flughafen Konzessionen verlangt. Ausserdem forderten
wir Ehrlichkeit mit den Bewohnern der neuen Flugschneise Süd.
Die katastrophale, einseitig wachstumsorientierte Politik der Regierung
und der Rechtsparteien hat zum wirtschaftlichen und politischen
Debakel geführt. Zu dessen Bewältigung müssen nun
alle Himmelsrichtungen Opfer bringen. Diese sind umso grösser,
je länger Swiss erlaubt wird, sich auf Kosten der Steuerzahler
als universale Netzwerk-Fluggesellschaft zu betätigen.
Nach geschlagener Luftschlacht klang das Politjahr im Café
Rathaus gemütlich aus.
Woche vom 13. Dezember 2004:
Budget-Theater 2004 mangels Interesse abgesagt:
Zum ersten Mal in meiner viereinhalbjährigen
Amtszeit werde ich erleben, dass das Kantonsbudget ordentlich im
Dezember durchberaten und mehrheitlich verabschiedet wird.
Noch vor zwei Wochen hatte es danach ausgesehen, dass SVP und FDP
mit einer knappen Mehrheit (da die SP-Ratspräsidentin nicht
abstimmt, wäre diese bei Vollbesetzung 88:91 gewesen) das Budget
an den Regierungsrat zurückweisen würden. Sie wollten
erzwingen, dass ca. 400 Mio. pro Jahr gespart werden. Da Finanzdirektor
Huber dies namens der Regierung als unmöglich deklarierte (Entlassungen
von Personal werden erst Mitte Jahr wirksam und kosten im ersten
Jahr wegen der Sozialpläne mehr, als man spart!), bestand Aussicht,
dass der Kanton 2005 ohne Budget beginnen würde.
Letzten Montag dann der FDP-Eclat: Die Fraktion musste offenbar
feststellen, dass mehr als 2 Mitglieder nicht gegen die Regierung
stimmen würden und die SVP/FDP-Mehrheit somit dahin war. Die
FDP will nun dem Budget zustimmen oder sich enthalten, was auf das
Gleiche hinauskommt, da eine Mehrheit von SP, CVP, EVP und Grünen
beider Richtungen zustimmt.
Die FDP-Basis hat damit einen ersten Versuch unternommen, sich
aus dem SVP-Schwitzkästchen zu befreien. Wer weiss, vielleicht
hat nun Toni Bortoluzzi plötzlich die FDP-Stimmen auch nicht
mehr auf sicher...
Aus der von Präsidentin Doris Fiala geplanten Unterwerfung
der FDP unter das Diktat der FDP (zwecks Einbindung der Rechtsaussen
à la Filippo Leutenegger und zwecks Sicherung der 2 FDP-Regierungssitze
und des Ständeratssitzes im Jahr 2007) wurde einstweilen nichts.
Wir können uns schon heute auf die verbalen Prügel der
SVP für die FDP freuen!
Woche vom 6. Dezember 2004:
Politische Fitze für Nervensäge
Hauser: Am Samichlaustag geht das Volksschulgesetz
in die 4. volle Sitzung. Vor allem der SVP-Mann M. Hauser, ein in
Hüntwangen wohnhafter Lehrer, nervt das Plenum mit einer Unzahl
von Minderheitsanträgen, die zu einem guten Teil nicht einmal
von allen SVPler unterstützt werden. In sektiererischer und
besserwisserischer Art und Weise produziert sich dieser Pädagoge,
der sich seinen Weg ins Parlament im übrigen in typischer Jung-SVP-Art
mit Diffamierungs- und Ausgrenzungsideen im Asylbereich gebahnt
hat. Selbstverständlich haben auch erzkonservative Meinungen
ihren Platz im Parlament. Dass deren chancenlose Behandlung aber
während x Stunden die Ratsarbeit verlangsamt, ist für
die grosse Mehrheit unerträglich.
Bildungspolitik ist wichtig, und die wichtigsten Entscheide sollen
hart ausdiskutiert werden. Eine Beschränkung auf das Wesentliche
wäre aber besser. Bei der Sicherheitspolitik, der Verkehrspolitik
oder der Gesundheitspolitik war das bisher immer problemlos möglich.
Warum ticken die meisten PädagogInnen in der Politik so ganz
anders ?
Woche vom 29. November 2004:
Der Volksschulmarathon geht weiter: An der Doppelsitzung
von vorletztem Montag konnte nicht einmal die Hälfte des Volksschulgesetzes
beraten werden. Praktisch bei jeder Abstimmung setzten sich FDP
und CVP - mal mit Hilfe der SP, mal mit jener der SVP durch und
verteidigten die Kommissionsvarianten.
Am letzten Montag berieten wir im gleichen Stil und Schneckentempo
das Gesetz weiter, im Januar werden wir es dann auf die ungewisse
Reise zur Volksabstimmung im Juni 2004 schicken. Ob sich SVP, EVP,
handgestrickte Grüne und konservative Lehrerschaft dann noch
einmal durchsetzen können ? Der Scherbenhaufen wäre total,
denn dann gäbe es kein Geld mehr vom Kanton für Schulleitungen,
Frühenglisch, Integrationsförderung und Mittagsbetreuung
- alles Angebote einer zeitgemässen Schule des 21. Jahrhunderts.
Woche vom 22. November 2004:
BildungspolitikerInnen im In-Fight :
Am Montag haben wir über die Neuauflage des Volksschulgesetzes
beraten. Wichtige Fortschritte wie Grundstufe, Schulleitungen, Kinderbetreuungs-Angebote,
Früh-Englisch und ein neues Aufsichtssystem waren durch das
Nein zum Volksschulgesetz im Frühling 2003 blockiert worden.
Die seinerzeitige Gegnerschaft, nämlich SVP, EVP und Lehrerschaft,
trat auch diesmal wieder als bremsende Phalanx an. Mit einer Flut
von 41 Minderheitsanträgen neutralisieren
sie und die Reformfreundinnen von der SP einander gegenseitig. So
wird ein um die Grundstufe reduziertes neues Volksschulgesetz wohl
vom Rat ziemlich unverändert verabschiedet und erneut auf die
ungewisse Reise zur Volksabstimmung geschickt werden.
Wenn ich auch manchmal über die rechthaberisch-kleinliche
Wortklaubereien der Bildungskommissions-Minderheiten den Kopf schüttle
- noch mehr enttäuscht mich die ewige Neinsagerei der PädagogInnen.
Ihre Besorgnis über die Sparmassnahmen in der Bildung teile
ich zwar - der LehrerInnenberuf sollte aber endlich den heutigen
Lebensrealitäten angepasst werden.
Und dazu gehört die Arbeit im Team, mit einer sehr gemischten
Schülerschaft, die Übernahme eines rechten Anteils an
Integrationsarbeit und der Respekt vor den Leuten, die gegenüber
der Öffentlichkeit als Schulleitungen und Behörden für
die Arbeit in den Schulhäusern und deren Kosten gerade zu stehen
haben.
Ich hoffe, dass bis zur Volksabstimmung noch einige Gräben
zugeschüttet werden können. Sonst sehe ich bereits das
zweite Nein zum Volksschulgesetz aus den Urnen steigen.
Woche vom 27. September 2004
Sozialhilfe-Reflex: Mit einer Einzelinitiative
sollen BezügerInnen von Sozialhilfe, welche sich diese unter
falschen Angaben erschleichen, dem Strafrecht unterstellt werden.
Ihr Vergehen soll gebüsst werden können. Bisher war das
nur der Fall, wenn Dokumente gefälscht wurden.
Für mich ist der Fall gleich sonnenklar wie bei der Steuerhinterziehung.
Auch dort verlangt die SP seit langem, dass dieser Betrug an der
Allgemeinheit bestraft werden kann wie überall sonst in Europa.
Doch ich blieb in meiner Fraktion ganz allein. Der SP-Sozialhilfe-Reflex
schlägt hier zu. Es handelt sich auch bei den BetrügerInnen
um "arme Kerle", welchen geholfen werden muss. Dabei wäre
es dann doch Sache des Gerichts, beim Strafmass abzuwägen,
wie gross der Leidensdruck des Fehlbaren gewesen ist ! Mit einem
abweichenden Votum stellte ich mich ausserhalb des SP-Mainstream,
bin aber sicher, dass Logik und Erfahrung als Sozialvorstand für
meine Haltung gute Gründe liefern.
Natürlich stand die Sitzung ganz im Zeichen des Rücktrittes
von RR Huber. Meinen Kommentar dazu finden Sie hier:
Woche vom 20. September 2004
Der Budget-Poker kann beginnen...Mit der Publikation
des Budgets 2005 am letzten Freitag (550 Mio. Franken Defizit) hat
der Poker um die Mehrheit im Saal begonnen. Die Ausgangslage: Die
SVP will erstens den Staat radikal zurückbinden und zweitens
dem Wahlvolk zeigen, dass FDP und CVP halb-sozialistische Parteien
sind. Die FDP will ebenfalls Sparmassnahmen durchsetzen, aber sich
auch als verlässliche Regierungspartei präsentieren. Die
SP will verhindern, dass das Staatspersonal eine Lohnsenkung ertragen
muss und Pflöcke einschlagen für eine Steuererhöhung
im Jahr 2006. CVP und EVP wollen um jeden Preis ein Budget, das
beweist, dass es ohne Mitteparteien nicht geht. Und die Grünen
werden das Budget ablehnen, weil es im Umweltbereich Sparnassnahmen
enthält.
Meine Prognose für den Dezember: SVP, FDP und CVP werden sich
auf Sparmassnahmen und Lohnkürzung für die Staatsangestellten
einigen und gleichzeitig Absprachen für ein bürgerliches
Wahlticket 2007 diskutieren.
Woche vom 13. September 2004
Reinflattern und abhängen... Das ist nicht
ein Motto für die Kantonsratsmitglieder, welche kurz vor 09.15
Uhr (eine Stunde nach Sitzungsbeginn) hereinstürmen, um das
Sitzungsgeld zu retten. Es war der Werbespruch für die Nachtbusse
und -S-Bahnen des ZVV. Er war so erfolgreich, dass des öftern
an frühen Sonntagmorgen Passagiere am Bellevue stehen bleiben,
weil alle Stehplätze in den Bussen belegt sind.
Unsere Fraktion reagierte rasch. Esther Arnet brachte eine Koalition
zusammen, welche dem ZVV den Auftrag gab, das Angebot der reichlichen
Nachfrage anzupassen - und dies ohne zusätzliche Kosten.
Diese Feierstunde für den ÖV liessen wir uns von der
SVP mit ihren kleinlichen Gegenargumenten nicht vermiesen. Die Freude
wurde noch gesteigert durch den Umstand, dass diese Sitzung für
eine neue Kantonsrats-DVD aufgezeichnet wurde, welche Legionen von
Schulklassen in den nächsten Jahren im Filmraum des Rathauses
ansehen werden. So dass via Lehrmittelverlag auch noch in 10 Jahren
klar sein wird, wer den Jugendlichen ihren Ausgang in der Stadt
gönnte und wer nicht.
Woche vom 6. September 2004
Wie weiter mit der Volksschulreform ? Wichtiger
als die Ratssitzung am Morgen war wie meistens die Fraktionssitzung
am Nachmittag sein. Die SP hat ihrer Delegation in der Bildungskommission
Instruktionen für die Behandlung des neuen Volksschulgesetzes
gegeben, das 2002 an der Urne an einer unheiligen Allianz von Ewiggestrigen
(SVP), Religiösen (EVP, EDU) sowie beharrenden und sparprogramm-geschädigten
Lehrkräften gescheitert ist.
Die reformfreudige Allianz von RR Buschor mit FDP, CVP und SP wurde
knapp geschlagen. Bei der Neuauflage wäre ich äusserst
skeptisch, wenn die gleichen Fronten erneut aufeinanderprallen sollten.
Für eine frühere Einschulung, bessere Abstimmung der
Schule auf die heutige Arbeitswelt, stärkere Förderung
der Integration und modernere Aufsicht muss die Allianz noch erweitert
werden. Insbesondere sollte eine Schulreform nicht gegen eine grosse
Mehrheit der LehrerInnen beschlossen werden müssen.
Bei aller SP-typischen Reformfreude sind solche taktischen Überlegungen
nicht ganz ausser Acht zu lassen!
Woche vom 30. August 2004
Mehr Gewicht für die Jugend in der Politik ! Am
letzten Montag hat der Kantonsrat Kinder- und Jugendparlamente als
freiwillige Organe der zürcherischen Gemeinden gesetzlich verankert.
SP-Nationalrätin Chantal Galladé hatte diese Idee namens
der SP eingebracht. Jetzt liegt es an den Jugendlichen selber, sich
zusammenzutun, um in den Gemeinden den Jugendanliegen ein starkes
Forum zu schaffen. Die Unterstützung der SP ist ihr gewiss
!
Beteiligung am politischen Leben sehen wir als wichtigen Weg zur
Integration aller Jugendlichen in unsere Gesellschaft. Für
die real existierende Politische Szene sind Impulse der unverbrauchten
Kräfte unerlässlich.
Angesichts der drastisch zurückgehenden Geburtenzahl kann
ein wenig mehr Gewicht für Jugendanliegen gewiss nicht schaden.
Woche vom 23. August 2004
Parkplatz-Chaos bei der FDP: Dank der FDP überwies
der Kantonsrat unter Namensaufruf knapp ein Postulat des SVP-Auto-Hardliners
Bergmann. Die SVP verlangte ein Verbot jeder Beschränkung von
Parkplatzzahlen bei Wohn- und Geschäftsbauten. Ein Bauherr
soll also nicht mehr wissen, wie viele Parkplätze das Umweltschutzgesetz
noch zulässt. Die Idee war natürlich gewesen, dass jeder
Bauherr so viele Parkplätze erstellen darf wie er will. Aber
das verträgt sich natürlich nicht mit den Bundesgesetzen.
Das Resultat wäre eine heillose juristische Unsicherheit bei
jedem Grossprojekt. In den Städten ergäbe sich zusätzlich
eine massive Verkehrszunahmen durch verstärkten Besucherverkehr.
Paradox: 10 Minuten vorher hatte der Rat ein FDP-Postulat überwiesen,
das ausgerechnet mehr Rechtssicherheit bei der Berechnung der zulässigen
Parkplatzzahlen anstrebte.
Hier waren offensichtlich die Parteistrategen durchsetzungsfähiger
als die Baurechtler und Verkehrsplaner in der FDP.
Nur gut, dass Bergmanns Ideen nie und nimmer umgesetzt werden müssen
!
Den gleichen Seufzer kann man mit Finanzdirektor Huber tun, der
die Plafonierung der Kantonsausgaben auf 10.1 Mrd. Fr. für
2004 ebenfalls schlicht als nicht realisierbar bezeichnete. Trotzdem
stimmte das zukünftige Regierungsratswahlbündnis SVP-FDP-CVP
einem entsprechenden SVP-Vorstoss zu. Insbesondere die CVP schluckt
wohl jede SVP-Kröte, um wieder in den Regierungsrat zu kommen.
Woche vom 16. August 2004
SVP fordert das Recht auf Willkür. Bei Einbürgerungen
soll das Recht auf Willkür in die Kantonsverfassung geschrieben
werden. Die SVP fordert, dass ablehnende Entscheide der Gemeinden
bei Einbürgerungen nicht mehr begründet werden müssen.
Damit verlangt die SVP die Rückkehr zu mittelalterlichen Zuständen,
wo in jeder Gemeinde zwischen den Alteingesessenen, den Hintersassen
oder Spiessbürgern und dem rechtlosen fahrenden Volk unterschieden
wurde.
Vielleicht sollten wir mal einen Vorstoss einreichen, wonach Baubewilligungen
an der Gemeindeversammlung behandelt werden und ohne Grund abgelehnt
werden können, zum Beispiel, weil der Bauherr Mitglied der
SVP ist und/oder keine Steuern bezahlt....
Woche vom 5. Juli 2004
Ab in die Ratsferien! Mit einer Gesundheitssitzung
verabschiedete sich der Kantonsrat in die Sommerferien.
Aber am Mittwoch, den 7. Juli, kam ich noch einmal ins Rathaus
zurück.Das Initiativkomitee
der kantonalen Volksinitiative "für eine realistische
Flughafenpolitik" übergab der Kantonsratspräsidentin
Emy Lalli (SP) die hohe - oder eher eine sensationell hohe - Zahl
von 21'474 Unterschriften, was neuen Rekord in der Geschichte kantonaler
Initiativen bedeutet. Vor Ende 2007 wird das Zürcher Volk über
die Dimensionierung unseres Flughafens abstimmen können
Spaltung der Grünen im Kanton
Zürich - eine politische Bewertung
Persönliche Querelen erschütterten die Grünen seit
Jahren. Diese Partei hat bei der Besetzung einiger Führungsämter
keine glückliche Hand gehabt. Soweit, so Pech, das kann überall
passieren.
Etwas anderes sieht es aus bei einer politischen Bewertung der
Vorgänge in unserer Schwesterpartei. Der linke Flügel
(er setzt sich aus ehemaligen POCH/SAP-Mitgliedern und jugendbewegten
von 1980 bis Anti-WEF zusammen) versucht, aus der gouvernementalen
Trägheit der SP Kapital zu schlagen und die grossen Probleme
des globalisierten Kapitalismus zu attackieren. Der grün-konservative
Flügel (oder eher der nonkonformistische) ist auf der Suche
nach einer politischen Marktnische zwischen SP und FDP fündig
geworden. Die imaginäre Lücke, welche der LdU hinterlassen
hat, soll gefüllt werden.
Die Schwäche des Projekts Grün-Liberal ergibt sich aus
einer falschen Analyse und einem miserablen Projekt-Aufbau.
Die Analyse, es existiere eine Marktlücke
zwischen FDP und SP, ist falsch. Beide Parteien (im Moment aber
vor allem die SP) sind dank unabhängigen Persönlichkeiten
und den elektronischen Medien dort sehr präsent und attraktiv.
Der SP gelang es zudem, ihre Führungspositionen mit Leuten
zu besetzen, die team- und konfliktfähig sind und unserer Partei
eine interessante Breite garantieren können.
Der Projekt-Aufbau muss dilettantisch genannt
werden. Es gelang nicht, bis zum Überraschungs-Coup Ende Juni
genügend grüne Dissidenten zu finden, es gelang nicht,
die vorhandenen Spaltungen in anderen Kantonen aufzunehmen, und
es gelang nicht, Personen ausserhalb der Grünen Partei für
das Projekt zu begeistern. Nun steht das Grün-Liberale Projekt
da als Hilfstruppe eines nicht mehr integrationsfähigen Irrläufers
im Nationalrat.
Meine Prognose: Die Grün-Liberalen werden
in kurzer Zeit in der Versenkung verschwinden und die nächsten
Wahlen nicht erleben. Einige verbleibende Mandatsträger könnten
bei anderen Parteien wie EVP oder CVP Unterschlupf finden, für
einen Nationalratssitz wird es 2007 nicht reichen.
Woche vom 28. Juni 2004
Danke, CVP! Der Zürcher Kantonsrat besteht
zur Zeit aus 90 Mitgliedern von FDP und SVP und aus ebenfalls 90
anderen. Dies wurde uns wieder bewusst, als es darum ging, wie der
Kanton der Absturz in die finanzielle Katastrophe verhindern könnte.
FDP und SVP lehnen jegliche Mehreinnahmen (Steuern) kategorisch
ab. Das hindert sie aber nicht daran, fröhlich nach mehr Strassen,
neuen Bildungsangeboten oder der Rettung von Spitälern zu rufen.
Zünglein an der Waage spielt die CVP. Ihre Position, den Sparkurs
der Regierung zu verteidigen und gleichzeitig mit der SP Wege zu
den notwendigen Einnahmen zu suchen, ist konsequent. Trotzdem waren
wir überrascht, als die Parlamentarische Initiative meiner
Kollegin Regula Götsch (Kloten) mit 79 zu 78 angenommen wurde.
Sie verlangt, dass bei einer Überschuldung der Staatskasse
automatische Steuererhöhungen erfolgen. Es wird nun Aufgabe
der Steuersenker sein, konkrete Sparmassnahmen zu nennen. Die Flucht
vor der Verantwortung wird damit ein wenig schwieriger, hoffen wir.
Woche vom 21. Juni 2004
Flughafenvorstösse in den Abfallsack! Am
letzten Montag wurden 11 persönliche Vorstösse zu Luftverkehrsthemen
in zwei Traktanden zusammengefasst behandelt. So verschiedene Dinge
wie Südanflüge, der Rollenkonflikt der Regierungsräte
im Unique-Verwaltungsrat oder das Bauen in Fluglärmgebieten
wurden während ca. 4 Stunden kreuz und quer durcheinander diskutiert.
Die Geschäftsleitung des Kantonsrates wollte nach eigenen Angaben
damit eine Auslegeordnung für die am 25.06.2004 beginnende
Flughafen-Mediation ermöglichen. Erreicht hat sie, dass in
einer chaotischen Debatte das Bild des kantonalen Parlaments als
eines weitgehend einflusslosen und unorganisierten Schwatz-Gremiums
zementiert wird. Dabei wäre doch das demokratisch gewählte
Parlament der erste und beste Ort, wo gegensätzliche Interessen
zu einem Konsens geführt werden könnten. Das gleiche Ziel
hat ja auch das Mediationsverfahren....
Ich sprach zur Mediation, zum Unique-Verwaltungsrat und zum Bauboom
in den Fluglärmgebieten und hatte die Gelegenheit, noch einmal
Werbung für unsere Flughafen-Initiative
zu machen, die in den nächsten Tagen zustande kommen sollte.
Meine Voten:
Frau Regierungsrätin D. Fierz wollte mich zurecht weisen und
die Schuld für das letzte Betriebsreglement an Bundesrat M.
Leuenberger weiter geben. Dieser habe der Unique mit einem Entzug
der Konzession gedroht, falls dieses Reglement nicht eingereicht
werde.
Tags darauf wies M. Leuenberger diese Darstellung als tatsachenwidrig
zurück, was etwas abgeschwächt auch Unique-CEO J. Felder
bestätigte. Interessant die Beobachtung, dass D. Fierz ihre
Aussage mindestens eine Stunde nach meiner Frage machte. Sie nutzte
diese Zeit also nicht, um ihre Worte wohl abzuwägen...
Woche vom 14. Juni 2004
Philosophische Betrachtung über die Bewegung und über
die Endlichkeit des Lebens. Ein grosser Teil der öffentlichen
Angelegenheiten, also der Politik, wird in der Schweiz von der Bewegung
des Menschen von einem Ort zum anderen, von deren Behinderung und
Beschleunigung beherrscht. Am 14. Juni waren sich Mehrheiten einig,
dass eine neue Tramlinie und ein neuer Autobahntunnel in Zürich-West
uns Menschen wieder vermehrt in Bewegung halten würden. Für
Tramlinie 18 und Waidhaldetunnel wären wir deshalb bereit,
Steueropfer zu bringen.
Ich streite keineswegs ab, dass Mobilität ein wesentlicher
Teil unserer Kultur geworden ist. Wirtschaft und Gesellschaft verlangen
und erzeugen gleichzeitig eine immer höhere Geschwindkeit des
menschlichen Körpers auf seinem Lebensweg. Das Bild vom "Zeit
verlieren" hat sich tief in unser Bewusstsein eingegraben.
Trotzdem ist die Vorstellung, wir könnten den Vorrat an Zeit,
den uns das Schicksal bereit hält, irgendwie strecken, Illusion
ist.
Die physische Geschwindigkeit ist also längst zur Grundkonstante
westlicher Lebensweise geworden. Sie wird geradezu als Grundbegriff
des Lebens empfungen. Es scheint fast, dass jeder und jede dauernd
am falschen geographischen Ort ist, auf dem ewig zu langsamen Weg
an den richtigen Bestimmungsort.
Doch was ist dieser "richtige Bestimmungsort" ? Vorstellungen
über ein Paradies als Ziel allen menschlichen Strebens sind
überwunden. Mit dem Paradies ist aber auch der Tod als Eingangspforte
verdrängt und tabuisiert worden.
Könnte es nicht sein, dass die Raserei auf unserem Lebensweg
nur die Illusion aufrecht erhält, der Tod sei noch unendlich
weit entfernt ? Unendlich viele Kilometer Fahrt auf Strasse und
Schiene, nämlich ?
Ein gescheiter Mensch hat ausgerechnet, dass die Grundgeschwindigkeit
des Menschen konstant sei. Wenn er rascher reise, so benötige
er die "gewonnene Zeit" dazu, die Finanzen für diese
Reise zu beschaffen. Über das Tempo eines barfuss gehenden
Menschen komme keiner und keine hinaus.
Da helfe weder Tram 18 noch Waidhaldetunnel.....
Woche vom 7. Juni 2004
Bahn2000 gegen S-Bahn. Im Dezember 2004 wird der
Fahrplan des Öffentlichen Verkehrs in der Schweiz neu gestaltet,
d.h. den Ausbauten im Rahmen von Bahn2000 angepasst.
Im Vorfeld hat der Bundesrat entschieden, dass der Schnellzugsverkehr
gegenüber dem Lokalverkehr und dieser gegenüber dem Güterverkehr
Priorität hat. Um im Raum Zürich Platz für die zusätzlichen
Schnellzüge zu schaffen, und dies in den Minuten nach der vollen
Stunde, werden zahlreiche S-Bahnen in Zukunft zu früh oder
zu spät nach Zürich kommen, um noch Anschluss an die Schnellzugsspinne
zu erhalten. Ausserdem fallen Halte in den Aussenbahnhöfen
wie Oerlikon, Altstetten und Enge weg.
Für 10-20% der Kantonsbevölkerung und Tausende von Pendlern
fressen dieses Änderungen die Verbesserungen von Bahn2000 wieder
weg.
Am Montag wird deshalb ein Posulat für dringlich erklärt
werden, das zur Verteidigung der Anschlussqualität zwischen
S-Bahn und Schnellzugsnetz Druck machen will.
Zu einem weiteren Postulat mit dem Thema "Ausschreibungen
von Fahrleistungen im ZVV" werde ich für die SP-Fraktion
von den guten Erfahrungen berichten, die mit solchen Ausschreibungen
gemacht wurden.
Woche vom 24. Mai 2004
Polizei-Effizienz oder Datenschutz ? Nach Rita
Fuhrers Abgang als Verantwortliche für die Kantonspolizei haben
sich die Wogen im Polizeistreits zwischen Kanton und Stadt rasch
gelegt. Die Kantonsratskommission konnte das Polizei-Organisationsgesetz
in Minne zu Ende beraten. Am Montag geht es noch um die Klärung
eines - allerdings wichtigen - Details. Welchen Zugang haben die
kleinen Gemeinde-Polizeien zu den Polizei-Computern ? Auch in der
SP-Fraktion gibt eine Mehrheit hier der Polizei-Effizienz den Vorrang
vor Bedenken wegen des Datenschutzes. Aus meiner Erfahrung als Kommunalpolitiker
weiss ich, dass Polizei- und Sozialvorstände unter grossem
Druck stehen, Daten aus ihrem Bereich preiszugeben. Ich bin daher
für den Datenschutz ziemlich sensibilisiert und gebe der restriktiveren
Version den Vorzug, welche diese Daten nur an die Stadtpolizeien
von Zürich und Winterthur (und dort auch nur an die wirklich
darauf angewiesenen Stellen) öffnen will.
Es hat mich erstaunt, wie wenig Gewicht heute die Bedenken des
Datenschutzes auf der Linken geniessen. Ist die Fichen-Affäre
bereits vergessen und die SP schon so gouvernemental, weil heute
auch SP-Leute PolizeivorsteherInnen werden können ?
Woche vom 17. Mai 2004
Das Glattal dem Flughafen anpassen - oder umgekehrt ? SVP
und FDP haben in persönlichen Vorstössen verlangt, dass
in der Flughafenregion Wohngebiete in Gewerbezonen umgewandelt werden
und auch dort gebaut werden kann, wo der Fluglärmpegel dies
nach den Bundesvorschriften verbietet.
Die Baulobby, welche den masslosen Ausbau des Flughafens 1995 begeistert
unterstützt hat, ist heute mit den negativen Folgen des Lärms
konfrontiert, welcher den Wohnungsbau bremst.
Statt aber den Flughafen höflich darauf hinzuweisen, dass
er sich hier inmitten der Wohngebiete befindet und gefälligst
auf diese Lage Rücksicht zu nehmen hat, will das Baugewerbe
einfach weiterbauen, selbst wenn die so entstehenden Gewerbebauten-Wüsten
und Lärm-Wohnsilos weder funktionieren noch rentieren.
Die Regierung lehnt dies zum Glück zusammen mit uns ab, auch
wenn sie aus dem Zielkonflikt auch keinen Ausweg weiss, solange
sie nicht von ihrem Flughafen-Wachstumskurs abrückt. Mit vielen
anderen VertreterInnen des Glattals habe ich gegen die erschreckenden
Visionen der Flughafen-Lobbyisten protestiert.
Woche vom 10. Mai 2004
Filmriss, Tram-Drama - die SVP weiterhin in der pubertierenden
Trotzphase: Dass die SVP von Kulturförderung
nur dann etwas hält, wenn Blasorchester, Trachtengruppen und
Ortsmuseen gemeint sind, ist bekannt. Zürich als Medienhauptstadt
und interessantester Ort für die Deutschschweizer Filmproduktion
ist für sie natürlich ein rotes Tuch - schliesslich sind
Filme über Blasorchester, Trachtengruppen etc. eher selten.
Die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen
widerspricht ihrem Bedürfnis, eine heile Welt vorgespielt zu
erhalten, die kompromisslose Opposition gegen die Filmförderung
war konsequent und entspricht 100%ig der SVP-Philosophie des absoluten
Egoismus in der Politik.
Weniger folgerichtig war die Breitseite gegen den Ausbau des Tramnetzes
in Richtung Stadion Zürich und Zürich-West. Kein Jahr
nach der einhelligen Genehmigung der ZVV-Strategie, welche diesen
Ausbau fordert, stellt sich die SVP auch hier quer. Sie kopiert
das klassische Oppositionsmodell, welches wir aus verschiedenen
europäischen parlamentarischen Demokratien kennen. Aufgabe
der dortigen Oppositionen zwischen den Wahlen ist es, die Regierung
auf jedem denkbaren Feld anzugreifen und keinen guten Faden an deren
Tätigkeit zu lassen. SVP-die am wenigsten schweizerische unserer
Parteien!
Woche vom 3. Mai 2004
Die erste Legislatur ist um ! Am Montag
hat das neue Amtsjahr begonnen, für mich ist es das fünfte.
Ich habe also eine ganze Legislaturperiode absolviert und konnte
eine hoch interessante politische Zeit im Kanton Zürich und
in der Schweiz ein ganz klein bisschen mitgestalten. Herzlichen
Dank dafür, liebe Wählerin und lieber Wähler!
Am Montag war für den Kantonsrat und unsere Fraktion ein historisches
Datum: zum ersten Mal nahmen zwei SP-Mitglieder im Präsidium
Platz. Die Formel zur Berechnung des Turnus ergab diese Konstellation.
Sie geht vom letzten Jahr aus, in dem eine Partei das 2. Vizepräsidium
stellen konnte. Für jedes Fraktionsmitglied und Jahr wird dann
1/180 addiert. Die Partei mit dem höchsten Quotienten erhält
das 2. Vizepräsidium. Die SP ist also ca. alle 3-4 Jahre dran,
seit Montag mit Emy Lalli aus Zürich, die am Abend in ihrer
Heimatstadt mit einem grossen Fest gefeiert wurde.
Weniger ums Feiern ist derzeit den Fluglärm-Betroffenen zumute.
Endlich ist es gelungen, alle Bürgerinitiativen hinter ein
Anliegen zu scharen, und so sammeln wir Unterschriften für
unsere "Volksinitiative für eine realistische Flughafenpolitik".
Innert 10 Wochen wollen wir 10'000 Unterschriften zusammen bringen.
Das Volk hätte dann spätestens 2007 das letzte Wort über
die Frage: "Soll der Flughafen einen Bewegungsplafond von 250'000
Starts+Landungen und eine Nachtruhe von 9 Stunden einhalten müssen
?"
Als Mitglied des Initiativkomitees werde ich jederzeit Unterschriftenkarten
dabei haben und bei zahlreichen Anlässen diese Initiative verkaufen.
Hier geht's zum Unterschriftenbogen
(PDF)
Woche vom 26. April 2004
Jugendliche = Politiker, Arbeitslose, Vandalen...Eine
Woche, nachdem wir den Jugendlichen die Möglichkeit einräumen
wollten, auf Gemeindestufe eine aktivere Rolle zu spielen, beschäftigten
wir uns erneut mit der Jugend. Diesmal allerdings mit den Schattenseiten
der jüngeren Generation.
Soll der Staat zusätzliche Massnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit
ergreifen müssen ? Diese angesichts des in Europa grassierenden
Problems und seiner sozialen Folgen für die SP rhetorische
Frage gab zu reden. Die bürgerliche Seite glaubt nach wie vor
daran, dass ein Staatsabbau die Wirtschaft zum Blühen bringen
und die Arbeitslosigkeit zum Verschwinden bringen wird. Dabei gibt
es genügend abgebaute Staaten, deren Wirtschaft keineswegs
floriert und wo Jugendarbeitslosigkeit als Massenphänomen die
Zukunft einer ganzen Generation ruiniert !
Mit Vandalismus und Gewalt in den Zügen und Autobussen beschäftigt
sich danach ein Vorstoss aus der Verkehrskommission. So klein wie
die Direktion des Verkehrsverbundes das Problem redet, ist es nicht.
Die meisten S-Bahn-Fenster sind schliesslich zerkratzt, und auf
den Nachtbussen sorgen schon der Alkohol und die Enge für eine
saumässige Stimmung....
Woche vom 19. April 2004
Wie die Jugend für Politik interessieren? Am
Morgen des Sechseläutens verzeichnete die bürgerlich-männliche
Mehrheit "fortlaufenden Erfolg". Einer nach dem anderen
verschwand in Richtung seiner Zunftgarderobe. Die FDP-Frauen waren
nach halber Sitzung in einer erdrückenden Mehrheit...
Politisch stand die Gewährung von Rechten für Jugendparlamente
in den Gemeinden im Zentrum der Debatte. Mit Ausnahme der SVP wollten
alle Parteien den Gemeinden die Möglichkeit geben, ihren Jugendparlamenten
(so vorhanden) verbriefte Rechte einzuräumen, zB das Recht,
Anfragen an die Gemeindeversammlung zu stellen oder im Gemeindeparlament
Vorstösse einzubringen. Wenn auch klar ist, dass Jugendparlamente
nie die Beständigkeit der offiziellen Gremien erreichen werden,
so sollen doch politisch aktive Jugend-Generationen als willkommene
Mitwirkende auf der politischen Gemeindebühne empfangen werden
können! Die SP als Urheberin dieser Innovation wird sich nun
hoffentlich auch in den Gemeinden für ihre Realisierung einsetzen
!
Woche vom 12. April 2004
Deregulierung ja, Wettbewerb nein.....:
In der Osterwoche ist der Kanton Zürich ratlos, d.h. es findet
keine Kantonsratssitzung statt. Die Kommission für Energie,
Verkehr und Umwelt, der ich seit einem Jahr angehöre, hält
aber ihre 14tägliche Sitzung ab. Unter anderen hat sie ein
Postulat zu bearbeiten, das von der Regierung Auskunft über
die Sozial- und Umweltverträglichkeit bei öffentlichen
Ausschreibungen von Transportleistungen des Öffentlichen Verkehrs
verlangte.
Buslinien können im Kanton Zürich öffentlich ausgeschrieben
werden, wenn der ZVV und die verantwortliche Unternehmung mit der
Qualität des Betreibers nicht zufrieden sind. Auf Druck der
Stadt Zürich gilt aber ansonsten ein Moratorium für Ausschreibungen,
welche nur bei Qualitätsproblemen als letzte Mittel vorgenommen
werden.
Im Gegensatz zu konservativen Gewerkschaftern halte ich Wettbewerb
auch im öffentlichen Verkehr für ein gutes Mittel, Leistungen
zu verbessern und Preise tief zu halten. Wenn die sozialen und Umweltbedingungen
in Gesamtarbeitsverträgen und Umweltvorschriften verbindlich
festgelegt sind und durch neutrale Stellen überprüft werden,
geht der Wettbewerb auch nicht auf Kosten des Personals und der
Umwelt.
Woche vom 5. April 2004
Nichtraucher will Tabak-Werbeverbot: Auf
dem Platz direkt vor mir sitzt mein lieber Kollege Markus Brandenberger
aus Uetikon am See. Wenn er spricht, ist Zuhören ein Muss und
Genuss, den seine Sätze kommen aus der Tiefe des Nachdenkens
über unsere Gesellschaft und die Gesetze, die sie sich geben
will.
Am nächsten Montag bemerkte kaum jemand die versteckte Ironie,
als Markus unsere Haltung zum Tabak-Werbeverbot vertrat, gehört
er doch zusammen mit zahlreichen linken Frauen zur rauchenden Minderheit
im Parlament. Trotzdem hat er sich als Sprecher für das Werbeverbot
gemeldet. Typisch Markus !
Ich wurde zwar als Nichtraucher geboren, aber gleichzeitig für
23 Jahre auch als Passivraucher. Etwas Gutes hatte die Nikotinsucht
unseres Vaters aber: Die ganze Familie hielt sich bis heute vom
Glimmstängel fern. Meine Unterstützung bei der Bekämpfung
der Nikotinsucht steht jedenfalls felsenfest !
Woche vom 29. März 2004
Der Lektionenfaktor, jedem ein Begriff ? Die
Bildungskommission errang einen bedeutsamen Erfolg über die
vom Kantonsrat erzwungene Sparpolitik in der Bildung. Mit einer
Leistungsmotion befiehlt der Rat der Regierung, einen Lektionenfaktor
von 2.0 einzuhalten statt bis auf 1.87 hinunter zu gehen.
Aber was ist denn der Lektionenfaktor ? Er sagt aus, wie viele
Lektionen eine Schulklasse pro Woche mit einer Lehrperson verbringen
darf (oder muss....). Bei 20 Schülern und LF=2.0 gibt's 40
Wochenstunden. Das Ganze wird natürlich nicht für jede
einzelne Klasse berechnet, sondern für eine ganze Schuleinheit.
An der Kantonsschule Bülach soll bald ein Versuch mit einem
lehrer-freien Semester pro Klassenzug gemacht werden
- Lektionenfaktor unendlich quasi. Eine Première ? Mitnichten
! Von 1824 bis 1827 wurden unter dem Namen "Lancasterschule"
das gegenseitige Unterrichten nach dem britischen Lehrer Joseph
Lancaster in Chiasso, Lugano, Bellinzona, Locarno und Muzzano 5
Schulen eingeführt. Im Zeitalter des Kulturkampfes genoss es
die Sympathie der revolutionären Liberalen, wurde aber vom
Klerus heftig bekämpft. Mit der Einführung des öffentlichen
Schulwesens 1831 verschwand dieses interessante Modell wieder. (Nach
Raffaelle Ceschi et al., Storia del Cantone Ticino, ed. dallo Stato
del Cantone Ticino, Bellinzona 2003)
Woche vom 22. März 2004
Finanzausgleich: Schluss mit der Steuerungerechtigkeit
!: Der Gegenvorschlag zur Initiative der ärmeren
Gemeinden für weniger Unterschied bei den Steuerfüssen
im Kanton fand eine breite Mehrheit. Die Steuerungerechtigkeit ist
ja in den letzten Jahren eher wieder gewachsen. In reichen Gemeinden
zahlen alle weniger Steuern (die Superreichen viel weniger, die
kleinen Leute ein paar Franken), erhalten aber dafür meist
bessere Leistungen (Hallenbad, Ortsbus, Spezialschulen, Subventionen
für Vereine), in den armen Gemeinden ist es umgekehrt.
Nur die SVP vertrag ungeniert die Anliegen der reichen Gemeinden,
obwohl sie gerade in den ärmeren die meisten Anhänger
haben !
Woche vom 15. März 2004
Schlussakkord beim Leistungsabbauprogramm 2004 (San04):
Ich war Fraktionssprecher zur Fernwärme sein und habe die
ablehnende Haltung der SVP als kleinliches Herummäkeln an einer
sinnvollen Vorlage bezeichnen. [Votum]
Anschliessend wurde noch einmal um das Leistungsabbauprogramm gerungen.
Mit einer Stimme Mehrheit wurde der Mitte-Links-Antrag, die Jugendsekretariate
von Zürich, Winterthur und Wädenswil weiterhin zu finanzieren,
abgelehnt. Bereits ist das Referendum in Vorbereitung. Falls Naturschutzorganisationen,
Gewerkschaften und Gemeindeexekutiven sich in einer breiten Allianz
finden, sind auch die SP und die Grünen dabei. Mit unseren
53+14 Sitzen überspringen wir die notwendige Anzahl Unterschriften
für das Behördenreferendum (45) locker.
Nicht alle in der SP sind davon überzeugt, dass dieses Paket
erfolgreich bekämpft werden kann, denn die wichtigen Bereiche
"Bildung" und "Gesundheit" sind daraus gekippt
worden. Ich hingegen unterstütze das Referendum, denn der Abbau
gerade im Naturschutzbereich ist unverantwortlich und wird irreparable
Schäden verursachen. Ca. 60% der sogenannten Einsparungen sind
zudem nur Verschiebungen auf die Gemeinden - der klassische
Spar-Bschiss. Mit ihm wollen SVP/FDP kaschieren, dass im
Kanton eine Steuererhöhung notwendig wäre !
Woche vom 8. März 2004
Eine Routinesitzung - oder mehr ?: Am
8. März werden diverse Vorlagen der Baudirektion erledigt,
bei denen "die Luft draussen ist". Es geht um die Zusammenlegung
der städtischen und kantonalen Fernwärme (die operativ
längst vollzogen ist), um die Strassenfinanzierung (alle sind
sich einig, dass eine breit abgestützte Lösung derzeit
nicht möglich ist, da die Erhöhung der seit 30 Jahren
gleich gebliebenen Motorfahrzeugsteuern in einer 6. Volksabstimmung
wieder scheitern würde) und um die Entschädigung an Zürich
und Winterthur für den Vollzug der Luftreinhalteverordnung
durch die Städte statt durch den Kanton.
Woche vom 1. März 2004
Breite Koalition für Wohnbauförderung: An
der Sitzung vom 1. März stand die Wohnbauförderung im
Zentrum. Abgesehen von der SVP stand der Rat positiv zum Staatsengagement.
Die breite Allianz umfasst MietervertreterInnen, (Bau!-) Gewerbe
und sozial Engagierte. Sie wissen, dass die Anschubfinanzierung
von Wohnbauten sozial und ökonomisch Sinn macht, vor allem
in der heutigen Zeit mangelnder Investitionen.
Daneben ging es um persönliche Vorstösse im Bereich Volkswirtschaft
und Verkehr gehen. An einem Vorstoss gegen einen sog. "Billig-Hub"
in Kloten konnte sich wieder eine der sattsam bekannten Flughafendebatten
entzünden. Ich war gespannt, wie Regierungsrätin Rita
Fuhrer dabei ihren Einstand als politisch Verantwortliche des Flughafens
gibt. Schliesslich hatte ich sie für ihr Schweigen zum neuen
Betriebsreglement öffentlich gerüffelt. Nun, sie bewegte
sich vorsichtig auf dem dünnen Eis und liess keine neuen Ansätze
gegenüber dem bisherigen Politik und ihrer Kommunikation erkennen.
Woche vom 23./24. Februar 2004
Das "Sanierungsprogramm 2004" - "ein
Leistungsabbauprogramm": Von der Vorlage 4104
Sanierungsprogramm 2004 wird nun schon lange geredet. Gerade die
bisher am heftigsten umstrittenen Einschnitte in unseren leistungsfähigen
Staat wurden aber am wenigsten diskutiert - weil sie nämlich
gar nicht in der Kompetenz des Kantonsrates liegen oder aber bereits
im Rahmen des Budgets 2004 behandelt wurden. Das betrifft zB. die
Klassengrössen, den Handarbeits- und den Religionsunterricht,
die Stellenabbauten beim Umweltschutz. Nachdem der erneute Versuch,
die Beihilfen für RentnerInnen, welche sonst das Existenzminimum
nicht erreichen, zu streichen, an einer breiten Koalition von SP
bis FDP gescheitert war, blieb noch ein Sammelsurium von kleineren
Gesetzesänderungen, gekrönt von einer vorgezogenen Debatte
um eine Wiedererhöhung des Steuerfusses.
Vom Sanierungsprogramm konnte die linke Seite mit Hilfe einiger
Landwirte kleinere Subventionen zugunsten des Berggebiets, der Bauernfamilien
mit Kindern und der Waldwirtschaft retten. Der schale Nachgeschmack
bleibt: wo ist die Solidarität dieser Bauernvertreter mit Menschen,
welche gleich wenig verdienen bei harter Arbeit, bei denen hart
gespart wird ?
Einen weiteren Erfolg erzielten wir zugunsten der Gemeinden, die
weiterhin die Sozialhilfe für Ausländer während 10
Jahren vergütet erhalten.
Die anschliessende Debatte um die Wiedererhöhung des Steuerfusses
war rasch entschieden. Von der CVP stimmte nur gerade das Mitglied
der Finanzkommission für die Regierung. Damit war klar, dass
eine 15-Stimmen-Mehrheit die Kantonsverfassung verletzt, welche
den mittelfristigen Ausgleich der Rechnung verlangt.
Die SP war seinerzeit gegen diese sogenannte Schuldenbremse gewesen.
Da sie heute von den Bürgerlichen ausgehebelt wurde, haben
wir umgehend ihre Abschaffung verlangt.
Am Dienstag, den 24. Februar 2004, ab 18 Uhr,
wird die SP-Sektion Wallisellen im Rathaus zu Besuch sein. Sind
Sie interessiert, so melden Sie sich bitte bei unserem Präsidenten,
Heine Dietiker, als Gast an: Anmeldung hier
Woche vom 9. Februar 2004
Solide "Nachfrage" nach Gefängnisplätzen.
Im Zentrum der Sitzung vom 9. Februar stand das Bezirksgebäude
Dietikon mit Bezirksgefängnis. Die Nachfrage nach Gefängniszellen
steigt auch in der Schweiz steil an. Nach dem Ja zur Verwahrungsinitiative
ist der Wunsch der Bevölkerung, aggressive Mitmenschen hinter
Gittern zu wissen, manifester denn je. Wo endet das wohl ? Wird
dereinst der Kanton Zürich wie heute schon George W. Bushs
Heimatstaat Texas für Gefängnisse mehr ausgeben als für
Schulen ?
Die Skepsis der Grünen gegenüber dieser gesellschaftlichen
Problemlösung ist verständlich. Die konkrete Bergründung,
es gebe ja bald das neue Polizei- und Justizzentrum in Zürich
allerdings falsch, denn dieses ist noch bei weitem nicht bewilligt,
geschweige denn gebaut.
Die rechte Ratsseite, welche sich mit dem politischen Adelsprädikat
"liberal" schmückt, wird jedenfalls bald einmal bekennen
müssen, wie viele Menschen ihrer Meinung nach eingesperrt werden
müssen, damit ihr Sicherheitsziel für die Bevölkerung
erreicht wird. Und in der SP ist eine kritische Auseinandersetzung
mit den Initiantinnen der Verwahrungsinitiative und ihren politischen
Parasiten auf dem rechten SVP-Flügel fällig, sonst werden
wir noch die Kündigung der Menschenrechts-Konvention erleben
müssen.
Woche vom 2. Februar 2004
Regierungsrat im Unique-Verwaltungsrat? Der
Kantonsrat muss zustimmen, wenn ein Regierungsrats-Mitglied im Verwaltungsrat
einer AG Einsitz nehmen will. Bei der Flughafen Zürich AG ("Unique")
ist das besonders problematisch, weil der Regierungsrat gleichzeitig
die Anliegen der Flughafen-Anwohnerschaft wahr zu nehmen hat.
Trotzdem verteidigten SP und SVP die Wahl der neuen Volkswirtschaftsdirektorin
Rita Fuhrer in den Unique-VR gegen CVP und Grüne. Die Gegner
dieser Wahl konnten keine Alternativen aufzeigen, wie der demokratische
Einfluss des Kantons sowie die Wahrung seiner Interessen als Grossaktionär
denn bei den heutigen gesetzlichen Vorgaben besser gestaltet werden
kann.
Ich konnte mich nicht zurück halten und intervenierte auf
ein Votum von Lukas Briner (FDP), der wörtliche erklärte
"Flughafenpolitik spielt sich zwischen Betreiberin und Bund
ab". Und dies zwei Tage nach der grössten Fluglärmgegner-Demo
der letzten Jahre !
Woche vom 26. Januar 2004
Soll Freiwilligenarbeit steuerlich gefördert werden?
Für einmal befand ich mich am letzten Montag
in der eigenen Fraktion in der Opposition. Die steuerliche Förderung
der Freiwilligenarbeit konnte ich in der vorliegenden Form nicht
unterstützen: Auf Bundesebene hätte der Kanton Zürich
angeregt, dass ein neuer Steuerabzug für Freiwilligenarbeit
eingeführt wird.
Die Umschreibung von Freiwilligenarbeit wurde nicht diskutiert,
ebenso wenig die Dimension dieser indirekten Förderung. Wird
ein an sich berechtigtes Anliegen mit Steuerabzügen gefördert,
profitieren naturgemäss diejenigen mehr, welche mehr Steuerbares
Einkommen aufweisen. Meines Erachtens wäre es viel wichtiger,
gesellschaftlich notwendige Arbeit gerecht zu entlöhnen. Wenn
schon Freiwilligenarbeit gefördert werden soll, dann ebenfalls
durch einen direkten finanziellen Anreiz. Ein Steuerrabatt würde
Freiwilligenarbeit durch Wohlhabende fördern, Leute mit kleinem
Einkommen gingen weiterhin leer aus. Unglücklicherweise ging
die Abstimmung mit einer Stimme Unterschied aus, so dass ein paar
Fraktionsmitglieder mein abweichendes Stimmverhalten missbilligten.
Viel mehr zu schreiben gab die Mitgliedschaft aller Regierungsratsmitglieder
im Komitee gegen das Steuerpaket des Bundes. Der SVP gelang es einmal
mehr nicht, ihre beiden RR-Mitglieder auf die Parteilinie zu verpflichten.
Ein weiterer Beweis dafür, dass die Regierungsbeteiligung dieser
Partei noch längst nicht eine Einbindung der SVP bedeutet.
Woche vom 19. Januar 2004
Trifft Stellenabbau Frauen mehr als Männer? In
den nächsten 4 Jahren sollen beim Kanton über 1000 Stellen
abgebaut werden. Es besteht (bei Linken und liberalen Frauen) die
Befürchtung, dass erneut Frauen als Puffer auf dem Arbeitsmarkt
herhalten müssen und an den Herd zurück (oder aufs Arbeitsamt)
geschickt werden.
Es trifft sicher zu, dass in der Schweiz aus gesellschaftlichen
und wirtschaftlichen Gründen Frauen umso schwächer vertreten
sind, je höher in der Machtpyramide man bei Unternehmungen
nachschaut. Dem entsprechend besteht auch ein struktureller Lohnrückstand.
Diesem Missstand kann entsprechend seinen Ursachen nur mit gesellschafts-
und wirtschaftspolitischen Massnahmen begegnet werden. Weder Quotensysteme
noch Diskriminierungsverbote noch Appelle helfen hier weiter.
Es ist eine Tatsache, dass in jedem Jahrgang zum Zeitpunkt des
Abschlusses der Schulbildung Frauen einen Vorsprung vor Männern
haben. Nach wenigen Jahren ist dieser Vorsprung eingebüsst,
Männer setzen ihre Schulbildung also effektiver in Karriereschritte
um. Frauen investieren in diesen entscheidenden Jahren mehr in Beziehungen,
Familienpflichten, die Persönlichkeitsentwicklung.
Gesellschaft und Staat müssen mit Stützungsmassnahmen
zugunsten der Familie, der Weiterbildung und der gleichmässigeren
Verteilung von gesellschaftlich notwendiger Arbeit zwischen den
Geschlechtern dafür sorgen, dass das weibliche Energiepotenzial
nicht verloren geht.
Diese Diskussion würde weiter führen als das kleinliche
Gejammer über den Stellenabbau, der in der Bildung und im Gesundheitswesen
mehrheitlich Frauen, im Unterhalt der Infrastruktur, bei der Sicherheit
und im Öffentlichen Verkehr mehrheitlich Männer treffen
wird - weil die Geschlechterverteilung der dort hauptsächlich
vertretenen Berufe entsprechend ist.
Woche vom 12. Januar 2004
Der verlogene Mythos des Bankkundengeheimnisses: Das
Steuerhinterziehungsgeheimnis - pardon, Bankgeheimnis - heisst jetzt
nach einem schönheitschirurgischen Eingriff der politischen
Rechten "Bankkundengeheimnis". (BKG)
So, wie es jetzt bald auch "Patientengeheimnis" statt
Arztgeheimnis, "Auftraggebergeheimnis" statt "Berufsgeheimnis"
und "Gläubigengeheimnis" statt "Beichtgeheimnis"
heissen wird....
Mit diesem billigen Trick blasen sich bürgerliche Fröschlein
zu wahren Muskelprotzen auf. Der Grund für die laufende SVP-Kampagne
zugunsten des "BKG": Die Schweiz hat in den laufenden
bilateralen Verhandlungen mit der EU Schwierigkeiten, weil sie das
einzige zivilisierte Land ist, wo zwischen Steuerhinterziehung und
Steuerbetrug unterschieden wird, wobei die -hinterziehung mit Hilfe
des "BKG" sogar ausdrücklich vom Staat gefördert
wird. Natürlich profitieren davon all jene, die nicht von einem
Lohn oder einer Rente leben, für welche der Steuererklärung
Ausweise beigelegt werden müssen.
Nach Meinung der Rechten soll also das "BKG" in der Verfassung
festgeschrieben werden. Damit wird der EU signalisiert: Es ist nicht
verhandelbar ! Damit wird meiner Meinung nach den Bilateralen II
der Todesstoss versetzt ! Wenn der Bundesrat i.S. "BKG"
nicht mehr flexibel sein kann, wird die EU sich ihrerseits bei der
Personenfreizügigkeit, bei Schengen oder beim Asylabkommen
unbeweglich zeigen. Die ganze Schweiz muss leiden, damit die Vermögenden
besser Steuern hinterziehen können.
Für die Schweizer Wirtschaft hat das natürlich folgen:
- Leistungsschwache Banken bleiben dank "BKG" länger
im Geschäft
- Weniger Wettbewerb im Finanzsektor
- Behinderung im Wettbewerb bei anderen Branchen
- Weniger Wirtschaftswachstum
Längst haben erfolgreiche Bankmanager (zB Ospelt/UBS) erkannt,
dass in Zukunft das "BKG" keine taugliche Grundlage für
das weltweite Bankgeschäft mehr sein kann. Der Finanzplatz
Schweiz muss sich mit Spitzenleistungen und Knowhow profilieren,
eine Rolle à la Cayman Islands ist unrealistisch.
Den wackeren Kriegern gegen die EU ist das natürlich egal,
ihr Horizont ist die nächste Wahl, wo sie ihren national eingestimmten
Anhängern wieder ein Triümphlein präsentieren müssen.
Wir Linken halten ganz abgesehen von der europapolitischen Dummheit
das "BKG" für eine ethisch nicht vertretbare, die
Mehrheit der Steuerzahlenden diskriminierende Institution, welche
ausserdem die Schweiz immer wieder für ausländische Gelder
dubioser Herkunft attraktiv macht.
Der Kantonsrat hat am 12.01.2004 gegen die Stimmen von SP und Grünen
der Verankerung des "BKG" in der Bundesverfassung zugestimmt.
Woche vom 5. Januar 2004
Das lose Mundwerk des "Starken Mannes". Regierungspräsident
Christian Huber gefällt sich in der Rolle des "Starken
Mannes". In unzähligen Interviews zum Jahresanfang konnte
er nicht nur den Flughafen als allein seligmachenden Standortfaktor
der Zürcher Wirtschaft beschwören (Kollegin Fuhrer kann
sich ja dann um die Besänftigung der besorgten Anwohnerschaft
kümmern und deren Frust bei den Wahlen entgegen nehmen...).
Der Herr Regierungspräsident vergisst sich und seine Funktion
aber völlig und beschimpft die Europäische Union im Tagi
vom 5.1.04 in bekannter SVP-Manier als "undemokratisches und
zentralistisches Gebilde".
Diese Fehlleistung von Herrn Hubers losem Mundwerk konnte ich nicht
anders als gegen sie in einer Persönlichen
Erklärung protestieren. Der Neujahrsapéro
gab mir dann die Gelegenheit, Herrn Huber noch einmal den Unterschied
zwischen einem saloppen Spruch am SVP-Stammtisch, den ihm niemand
verbieten will, und einer programmatischen Aussage als Regierungspräsident
zu erläutern.
In der vorgängigen Debatte zu den Legislaturschwerpunkten
03-07 des Regierungsrates vertrat ich die kritische Haltung der
SP-Fraktion zur Umwelt- und Flughafenpolitik der Regierung (Votum).
Start in eine bürgerlich dominierte Legislatur
? Nach dem gequälten Ja der SVP zum Budget 2004,
dem sich der neue Fraktionspräsident, der Fraktionssekretär
und der Hauptanwärter auf das Parteipräsidium durch Abwesenheit
entzogen, stellt sich die Frage, ob die SVP nach der Wahl Blochers
in den Bundesrat den alten Bürgerblock wieder aufleben lässt.
Gemessen an ihren eigenen Ansprüchen und Zielen (und ihrem
heiligen Wählerauftrag) dürfte sie das eigentlich nicht.
Denn genau dieser Bürgerblock mit den Netten und Weichsinnigen
hat ja die katastrophale Lage der Schweiz verursacht ! Es wird vor
allem beim Sanierungsprogramm 04 spannend sein zu beobachten, ob
die SVP weiter gehende Forderungen aufstellt oder es bei den Einschnitten
belässt, die der Regierungsrat vorschlägt. Aus einem Staatsabbau
und massiven Steuersenkungen wird dann aber nichts werden.
Ich werde Sie, liebe www-Besucher, weiterhin auf dieser Seite über
interessante Entwicklungen und Debatten im Kantonsrat auf dem Laufenden
halten und freue mich über jeden Kommentar.
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