Woche vom 19. Dezember 2005:
Elefantenparade: Als "Elefantenrunde"
wird in der Ratssprache eine spezielle Debattenart bezeichnet, in
der nur die FraktionspräsidentInnen, dafür etwas länger,
sprechen dürfen. Eine solche findet jeweils am Ende der Budgetdebatte
zum Jahresschluss statt.
Ich benutzte die Gelegenheit, um auf 10 Jahre SVP/FDP-Mehrheit
in der Regierung und im Parlament zurückzublicken. Die Wählerschaft
hat dieser Periode in der Regierung im Frühling ja ein jähes
Ende bereitet, die entsprechende Wende im Kantonsrat hoffen die
Mitte-Links-Fraktionen im Frühling 2007 zu schaffen, nachdem
SVP und FDP beim Steuerfuss gerade noch 1 Stimme Mehrheit hatten.
Die SP-Fraktion lehnte nach meinem (hoffentlich fulmianten) Votum
das Budget 2006, welches eine weitere Abbaurunde beim Staat erforderlich
macht, bei 3 Enthaltungen ab.
Woche vom 12. Dezember 2005:
High Noon im Rathaus: Unter diesem Titel war die
Abstimmung über den Steuerfuss angekündigt worden. Da
das Ringen für mich bereits seit Juni andauerte, wusste ich,
von welchen Entscheidungen der Ausgang der Abstimmung abhing. Die
Frage war: Finden genügend FDP-VertreterInnen aus der Stadt
Zürich den Mut, eine andere politische Strategie zu verfolgen
als diejenige der FDP-Kantonalpräsidentin Doris Fiala?
Sie will in der engstmöglichen Allianz mit der SVP bis und
mit den Ständeratswahlen 2007 bleiben, um unzufriedene freisinnige
SVP-WählerInnen zurückzugewinnen. Laut ihren eigenen Aussagen
misst sie sich einzig und allein an der Sitzzahl im Kantonsrat.
Steigt diese im April 2007, so betrachtet sie den Kurs als erfolgreich.
Deshalb bemüht sich die FDP also darum, möglichst wenig
Kontakt zu Mitte-Links-Parteien zu halten, denn auf diesen sind
SVP-WählerInnen allergisch.
In der Stadt Zürich hingegen (in Winterthur ist die Lage ähnlich)
wirkt die FDP in den Stadträten in einem Team mit den starken
SP-Vertretungen durchaus erfolgreich. Sie hat aus dieser Sicht keine
Freude am regierungsfeindlichen Kurs der SVP. Die beiden Mitglieder
des Regierungsrates haben in der FDP-Fraktion nichts zu sagen, sofern
sie dort überhaupt erscheinen.
Das Ergebnis ist nun bekannt: Ausser Andrea Widmer Graf, welche
einst vom Landesring zur FDP gewechselt hatte (die beiden anderen
ehemaligen LdU-Kantonsräte sitzen in der SP-Fraktion) wagte
niemand beim Steuerfuss zu seiner abweichenden Haltung zu stehen.
Die Gemeindewahlen 2006 werden bereits einen ersten Aufschluss darüber
geben, wohin der weitere Weg der einst stolzen Zürcher FDP
führt - weiterhin nach rechts unten?
In der Steuerfussdebatte zog die SP-Fraktion alle Register, um
allenfalls noch schwangende KollegInnen bei der FDP zu überzeugen.
Ich bezeichnete aus aktuellem Anlass den Steuersenkungs-Wettbewerb
unter den kleinen Kantonen rund um uns herum als "selbstmörderisch".
Der Kanton Obwalden hatte im Herbst sogar noch die Frechheit gehabt,
einen Bettelbrief nach Bern zu senden, weil er die Hochwasserschäden
nicht bezahlen könne....
Von der Kampfhund-Debatte blieb nach einer Woche nicht mehr viel
Aktuelles übrig. Da der Nationalrat bereits am 15.12. über
ein nationales Kampfhundeverbot beschliesst, bleibt der kantonalen
Politik am Schluss nur noch das Vollzugsproblem. Wer bezahlt bei
sinkenden Steuereinnahmen die von der Bevölkerung geforderte
schärferen Vorschriften und Kontrollen?
Woche vom 5. Dezember 2005:
Pitbullattacke dominiert Tagespolitik: In Oberglatt
wurde am Donnerstag der sechsjährige Süleyman Yildirim
von drei entlaufenen Pitbull-Hunden brutal attackiert und getötet.
Anschliessend funktionierte die Zürcher Politik wieder einmal
eine Woche lang im atemlosen Betroffenheits- und Katatrophenmodus.
Obwohl die Staatsanwaltschaft schon nach kurzer Zeit informierte,
dass der verantwortungslose Hundehalter seit längerem diverse
Gesetze missachtet hatte, konnte sich kaum eine Partei dem Ruf nach
härteren Gesetzen entziehen. Dass das Problem hauptsächlich
im Vollzug liegt, wird dabei ausgeblendet. Polizei und Behörden
hätten die Pitbulls längst beschlagnahmen und an einen
sicheren Ort bringen müssen, es gab genügend Anzeigen
und Hinweise auf haarsträubende Zustände bei diesem dubiosen
Importeur von Kampfhunden.
Die tiefer liegenden Ursachen für den Missbrauch von Hunden
als Waffe wurden nicht beleuchtet. Sie liegen m.E. im Imponiergehabe
von Männern mit ansonsten schwach entwickeltem Selbstbewusstsein,
das Verhalten liegt auf einer Linie mit dem Tragen von Waffen und
dem Rasen mit aufgemotzten Autos. Diesen Männlichkeitswahn
gilt es bei den Wurzeln zu bekämpfen, selbstverständlich
neben dem Durchsetzen unserer gesetzlichen Ordnung.
Ich habe eine Fraktionserklärung der SP verlesen, die die Tragik
des Unglücks von Oberglatt anerkennt, sich offen für Verbesserungen
der Vorschriften zeigt, aber hauptsächlich dazu aufruft, dass
der Staat die Gesetze durchsetzt. Zwischen dem Tag des Unglücks
und der Ratssitzung am Montag kostete mich die kommunikative Bewältigung
des Unfalls ca. 40 E-Mails und ca. 5 Stunden Arbeit gekostet.
Woche vom 28. November 2005:
Sankt Steuerfuss: Die Debatte über den Steuerfuss
für 2006/2007 und das Kantonsbudget 2006 nimmt merkwürdige
Formen an. Landauf, landab in den Gemeindeparlamenten und -versammlungen
wird derzeit einigermassen pragmatisch darüber diskutiert wird,
ob die Steuern erhöht oder gesenkt werden müssen. In praktisch
allen Fällen kommen die Anträge auf Steuererhöhung
von SVP- oder FDP-Leuten, die ja bekanntlich fast alle Gemeinde-Exekutiven
zahlenmässig dominieren.
Nur auf kantonaler Ebene scheint es für SVP und FDP unmöglich
zu sein, zwischen einer Steuererhöhung und konkreten weiteren
Sparmassnahmen zu entscheiden. Sie haben zwar keinen Mut, den Service
Public und den sozialen Ausgleich frontal anzugreifen. Sie wollen
mit Einnahmenentzug den Staat daran hinderen, seine gesetzlichen,
demokratisc h beschlossenen Aufgaben zu erfüllen. Die SVP will
mit ca. 70 Anträgen auf 2% Kürzung bei ebenso vielen Amtsstellen
ihre Unfähigkeit zu sparen verschleiern. Die FDP will diesmal
noch ein Riesendefizit schaffen und empfiehlt eine Mini-Reform-Agenda.
Pech für sie: im Verfassungsrat hat sie ihre eigenen Vorschläge
noch kläglich scheitern lassen und das Eigenlob als Reformpartei
Lügen gestraft.
Ich finde tatsächlich eine Staatsreform sehr wichtig. Das
Kostenniveau des Kantons Zürich auf dasjenige der Kantone Schwyz
und Zug zu senken, ist aber Illusion. S-Bahn, Hochschulen, Sicherheit
in der Grossstadt kosten mehr Geld als die Verwaltung einiger ländlicher
Steueroasen in der Innerschweiz.
Die Anbetung des Heiligen Steuerfusses geht an den Realitäten
einer kleinen Metropole wie Zürich völlig vorbei und entlarvt
die FDP-Politik als durchsichtiges Wahlkampfmanöver, um die
widernatürliche Allianz der "Liberalen" mit den Nationalisten
der SVP bis Ende 2007 zu retten.
Woche vom 7. November 2005:
Am Montag bleibt ein SVP-Sitz voraussichtlich leer - jener des
Kantonsrats Peter Good aus Bauma. Er ist letzten Dienstag überraschend
zurückgetreten. Als Fraktionspräsident der SP wäre
ich sicher einer der letzten, den die so genannte "Rennleitung"
(Zitat Alt-Regierungsrat Christian Huber) informieren würde.
Ich weiss also nicht, was Herrn Good so unvorhergesehen zermürbt
hat, dass er gleich alle seine Ämter aufs Mal aufgibt.
Vorbemerkung zu meinem Kommentar: Selbstverständlich wünsche
ich Peter Good eine rasche Wiederherstellung seiner Gesundheit und
seiner Kräfte!
Kommentar 1: Als öffentliche Figuren spielen wir PolitikerInnen
eine Rolle. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn bei diesem Spiel
ein wesentlicher Teil unseres Lebens oder unserer Persönlichkeit
im Privaten eingesperrt bleiben muss. Wir sind dann am überzeugendsten,
wenn wir alles, was uns prägt und lieb ist, auch in der Politik
leben und ausdrücken können. Zugunsten einer Karriere
oder einer Partei einen Teil der Persönlichkeit abspalten müssen
macht krank.
Kommentar 2: Die SVP betreibt Politik als öffentliche Kraftmeierei.
Sie bedient ihre Anhängerschaft mit Illusionen einer heilen
Welt, wo wir SchweizerInnen unter uns sind, wir Männer auf
fleissige und treue Frauen am Herd und im Hintergrund zählen
können und unsere Kinder dank straffer Führung rechtschaffene
Bürger, Soldaten und Hausfrauen werden. Einem solchen Bild
nicht entsprechen können macht ebenfalls krank.
Kommentar 3: Die SVP lebt zu einem grossen Teil nicht von ihren
Erfolgen in Sachfragen, sondern von ihren fulminanten Wahlsiegen
der letzten 15 Jahre. Im allgemeinen gilt bei ihr: wer Wahlen verliert,
verschwindet von der Bildfläche. Bei der SP ist es hingegen
ganz normal, dass die meisten PolitikerInnen die eine oder andere
persönliche Wahlniederlage verkraften mussten, was wir sportlich
nehmen. Unvergessen, wie die Kandidaten Bortoluzzi und Heinzelmann
nach ihren Niederlagen im Frühling von der "Rennleitung"
allein gelassen wurden. P. Good hat in zwei Nationalratswahlkämpfen
Hunderttausende von Franken in seine Wahlwerbund gesteckt und ist
heute nur 3. Ersatzmann. Wer andauern gewinnen muss, um nicht zum
Nichts zu schrumpfen, steht unter einem enormen Stress. Auch das
macht krank.
Kommentar 4: P. Good war gleichzeitig kantonaler Parteipräsident,
Kantonsrat, Gemeindepräsident und kommunaler Parteipräsident.
Eine solche Anhäufung von Ämtern ist nicht gesund, weder
für deren Inhaber, noch für unsere Demokratie. Trifft
zu, was Fraktionspräsident A. Heer öffentlich sagte, ist
P. Good nicht lebensgefährlich krank. Eine normale Massnahme
wäre gewesen, das eine oder andere Amt abzugeben oder für
eine gewisse Zeit dem Vizepräsidenten zu überlassen. Da
im Dezember beim Steuerfuss jede Stimme zählt, hätte er
zu dieser entscheidenden Abstimmung im Ratssaal erscheinen müssen,
sonst hätte er sich pflegen können. Wir warten gespannt
auf die Erklärung der wirklichen Rücktrittsgründe.
Wenn es politisch relevante sind, hat die Öffentlichkeit ein
Anrecht darauf, sie zu erfahren.
Woche vom 31. Oktober 2005:
Einzelinitiativen und andere Ventile für zornige Bürger:
Es stehen wieder einmal ein paar Einzelinitiativen
auf dem Programm. Beim letzten Mal konnte ein Bürger einen
Erfolg verzeichnen und brachte die Proporzwahl des Regierungsrates
im ersten Anlauf durch. Sein Anliegen wird jetzt in der Kommission
geprüft.
Die meisten EI werden allerdings diskussionslos zu Null abgelehnt
(resp. "nicht vorläufig unterstützt"). Sie greifen
Anliegen auf, die kaum in ein Gesetz gehören, auf Bundesebene
gelöst werden müssen oder erst vor kurzem behandelt wurden.
Eine EI benötigt 60 Stimmen, um an die Regierungs und anschliessend
eine Kommission überwiesen zu werden. Findet sie anschliessend
die einfache Mehrheit des Rates, so wird sie zum Gesetz oder geht
an die Volksabstimmung. Es ist ein einzigartiges Recht der Zürcher
Bürger, ein einziger von 750'000 reicht, um den demokratischen
Ablauf in Gang zu setzen!
Was viele nicht wissen: Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer
EI, die niemand je zu Gesicht bekommt. Sie werden von der Geschäftsleitung
behandelt, welche die Initianten (es sind lauter Männer) erfolgreich
zum Rückzug der EI bewegt. Typischerweise sind es Anliegen,
die ungültig formuliert wurden. Es können auch ganz deftige
Anwürfe gegen Richter, Regierungsmitglieder oder andere Magristraten
sein, welche im Briefkasten der Parlamentsdienste landen.
Dann gibt es gibt auch Bürger, welche regelmässig das
ganze Obergericht oder die Geschäftsleitung des Kantonsrates
einklagen wollen! Nach dem Mord von Zug gehen wir sorgfältig
mit solchen geplagten Seelen um. Die Justizkommission wird angewiesen,
die Leute anzuhören oder wenigstens eine anständige Antwort
zu verfassen.
Woche vom 24. Oktober 2005:
Prügelkinder Umweltschutz-Verbände: Der
VCS resp. die Geschäftsführerin seiner Zürcher Sektion,
Gabi Petri, fordert mit seinem eiskalten Beharren auf einem konsequenten
Vollzug unserer Umweltschutzgesetze die Mächtigen des Landes
heraus. Diese haben sich bekanntlich in den letzten Jahren nicht
mit dem Ruhm einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik bekleckert und
suchen nach Schuldigen für die schwache Performance der Unternehmungen.
Auf kantonaler Ebene ist der VCS nicht mit Beschwerden aktiv. Die
kantonale Verbandsbeschwerde kann nur wegen Natur- und Heimatschutzobjekten
und wegen mangelnder Einpassung eines Bauprojektes in seine Umgebung
ergriffen werden. In beiden Gebieten sind nicht der VCS, sondern
Pro Natura, der Zürcher Vogelschutz und der Zürcher Heimatschutz
tätig.
Ihnen soll jetzt in einer Art Sippenhaft mit diversen rechtlichen
Nadelstichen das Leben erschwert werden. Sie sollen weniger Zeit
für die Beschwerden haben und ihre Vereinsfinanzen offen legen.
Namens der SP-Fraktion habe ich auf das wahre Ziel der Rechten
hingewiesen: weil sie die Umweltschutzgesetze selber mangels Mehrheit
im Volk nicht angreifen können, soll wenigstens dafür
gesorgt werden, dass der Vollzug gestoppt wird. Zum Glück hält
die hiesige Sozialdemokratie an einer starken Position des Umweltschutzes
fest!
Woche vom 3. Oktober 2005:
Die 100% richtige und doch 100% falsche Meldung des Wochenendes:
"Ständerat Hans Hofmann tritt zurück."
Dies die Meldung in der NZZ am Sonntag, die auch am 3. Oktober am
Rande der Sitzung zu reden und zu interviewen gab. Dabei ist sie
doch 100%ig falsch.
Hans Hofmann hatte bereits 2003 im Wahlkampf erklärt, er trete
seine letzte Amtszeit an. Überraschend und daher neu ist daher
eher, dass er nicht vorzeitig, sonderen erst regulär im Herbst
2007 zurück tritt. Aus taktischen Gründen wäre nämlich
ein vorzeitiger Rücktritt für die Kronfavoritin Rita Fuhrer
viel günstiger gewesen.
Erstens ist es sehr schwierig zu vermitteln, wenn eine amtierende
Regierungsrätin bereits vor ihrer Wiederwahl ihren Abgang Richtung
Bern ankündigen muss. Wer wählt schon gerne ein Regierungsmitglied
für ein paar Monate? Noch unbliebter ist das "Doppelmandat".
Jedermann weiss, dass der Job als Regierungsrat nicht nebenher gemacht
werden kann.
Zweitens könnte die SVP von der FDP viel eher die Zustimmung
zum bürgerlichen Zwangsbündnis erpressen, wenn die Regierungsratswahlen
noch bevorstehen. Die FDP wird mit Sicherheit Regierungsrat Ruedi
Jeker ersetzen müssen, vielleicht auch Regierungsrätin
Dorothée Fierz. Sind die FDP-Regierungssitze mit SVP-Unterstützung
im Trockenen, so kann die FDP bei der Ständeratswahl viel freier
auftreten.
Als Erklärung fällt mir nur der laufende Steuerfuss-Streit
zwischen FDP-Präsidium (D. Fiala) und FDP-Fraktion ein. Wenn
die FDP einer Steuerfusserhöhung zustimmt, könnte das
Bündnis schon frühzeitig platzen. Nun ist das Thema Ständerat
und Bündnis lanciert, was D. Fiala bei der Durchsetzung ihres
SVP-nahen Kurses hilft.
Es bleibt aber bei meiner Feststellung: Ständerat Hans Hofmann
hat seiner Partei keinen letzten Dienst in Form eines vorzeitigen
Rücktritts erweisen wollen. Niemand aus der Journalisten-Zunft
hat dies aufgegriffen.
Woche vom 26. September 2005:
Regierungsmitglieder sind keine Abstimmungsroboter! Mit
einem Dringlichen Postulat wollen Urs Hany (CVP), Hans Frei (SVP)
und Martin Mossdorf (FDP) den Regierungsrat zur Änderung des
Verkehrsrichtplans zwingen. Am Flughafen sollen keine Veränderungen
an den Pisten erlaubt sein. Am Montag Nachmittag entscheidet der
Rat über die Dringlichkeit, für die 60 Stimmen notwendig
sind. Da die ganze linke Hälfte des Rates gegen Pistenausbauten
ist, erreichte die Dringlichkeit locker 92 Stimmen, obwohl SVP und
FDP grossmehrheitlich gegen den Vorstoss ihrer eigenen Leute stimmten.
Der Verkehrsrichtplan befindet sich derzeit und noch bis Frühling
2006 in der Planungskommission in Arbeit. Der Vorstoss dürfte
also auf diese Revision keine Auswirkung haben. (Hany und Frei könnten
ihn aber auch als Antrag in der Kommission eingeben, der sie angehören,
wenn ihnen die Frage inhaltlich wichtig wäre).
Der Zweck des Vorstosses ist offensichtlich, neue Machtverhältnisse
im Regierungsrat sichtbar zu machen. Die Vorstellung, dass dank
Hans Hollenstein alle vergangenen Abstimmungen zuungunsten einer
Flugverkehrsbeschränkungen und einer Fluglärmverteilung
rückgängig gemacht werden könnten, ist irreal. Frühere
Entscheide geniessen einen gewissen Schutz, und vor Eingriffen gegen
den Willen der betreffenden Direktionsvorsteherin schrecken die
RR-Mitglieder zurück.
So dürfte die Frage eines Verbots von Pistenverlängerungen
erst mit der späteren Revision des Verkehrsrichtplans, den
die Regierung für die Zeit nach den Entscheiden des Bundesrates
über den Sachplan Infrastruktur Luftfahrt SIL versprochen hat,
entschieden werden.
Wie auch immer die Frage entschieden wird, über Pistenveränderungen
entscheidet nach Flughafengesetz der Kantonsrat und bei einem Referendum
das Volk.
Woche vom 19. September 2005:
Halb voll oder halb leer? Bei den Spitalgesetzen,
welche die Organisation der Kantonsspitäler Zürich (Unispital)
und Winterthur regeln, war die SP-Fraktion gespalten. Während
die einen (darunter alle Mitglieder der Gesundheitskommission) die
Verbesserungen sahen, welche die SP gegenüber den ursprünglichen
Privatisierungsideen der SVP erreicht hat, beklagten die anderen,
dass die Ausgliederung der Spitäler aus der kantonalen Verwaltung
der erste Schritt zur Privatisierung sei. Also der klassische Streit
darüber, ob das Glas halb voll oder halb leer ist.
Ich habe mich persönlich für die Spitalgesetze ausgesprochen.
Es ist eine Illusion zu glauben, der gegenwärtige, unbefriedigende
Zustand könne mit einem Nein rasch geändert werden. Der
Kantonsrat und das Volk haben de facto längst keinen Einfluss
mehr auf die Führung der Spitäler. Die Vorgänge rund
um die Herzchirurgie haben gezeigt, dass sich selbst die oberste
Vorgesetzte, Regierungsrätin Diener, ihre Befugnisse nicht
ausnützen kann.
In den Fragen Teilausgliederungen, Personalrecht und Dotationskapital
kamen die Bürgerlichen der SP so weit entgegen, dass die neuen
Gesetze einen vertretbaren Kompromiss darstellen. Die grossen Spitäler,
insbesondere das Unispital, stehen heute in einem harten Wettbewerb,
auch mit privaten Anbietern. Wenn sie sich behaupten wollen, so
müssen sie mehr unternehmerische Freiheiten erhalten, als in
einer kantonalen Verwaltung möglich ist. Für Zürich
ist die Spitzenmedizin samt Forschung und Medizinaltechnik eine
Schlüsselbranche, wo wir noch Weltspitze sind. Das hat zwar
mit der breiten Gesundheitsversorgung der Bevölkerung wenig
zu tun. Mit der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Zürich
und unserer Beschäftigungslage aber sehr viel. Die SP ist schlecht
beraten, wenn sie so tut, als wäre das Gesundheitswesen rein
staatlich und als wäre der Staat grundsätzlich gut und
die Wirtschaft grundsätzlich böse.
Woche vom 12. September 2005:
Agglomerationspolitik ist dringende Bundessache! Weder
die geographischen noch die verfassungsmässigen Grenzen unserer
Kantone enstprechen den heutigen Lebensverhältnissen in der
Schweiz. Die grosse Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer lebt
in städtischen Agglomerationen, welche sich wegen des überbordenden
Autobahnbaus und fehlender Raumplanung zwischen Boden- und Genfersee
flächenmässig ausgebreitet haben. Das Wachstum der Agglomerationen
und jenes des Verkehrs sind untrennbar verbunden. Zürich leidet
unter dem überbordenden Mobilitätsbedürfnis. Seine
Schienen- und Strassennetze erreichen immer öfter die Kapazitätsgrenzen.
Mit dem Neuen Finanzausgleich NFA trug das Schweizervolk den Veränderungen
Rechnung. Er erlaubt in Art. 86 der Bundesverfassung, dass Gelder
aus den Benzinzöllen für so genannte Agglomerationprogramme
der Kantone eingesetzt werden. Diese Programme verbinden Auto-,
Schienen und Veloverkehr mit raumplanerischen Konzepten und sollen
sonst unausweichliche Kollaps-Situationen im Agglomerationsverkehr
verhindern.
Dazu braucht es eine möglichst rasche Bundesgesetzgebung.
Die Vorschläge des Departements von Moritz Leuenberger liegen
seit dem Frühling auf dem Tisch und bestehen aus einem Dringlichkeits-
und einem Investitionsfonds. Mit einer Parlamentarischen Initiative
wollen SP, CVP und EVP dem Bund die Dringlichkeit des Vorhabens
klar machen. Ich freue mich darauf, diese Initiative vor dem Rat
zu vertreten und einen breiten Konsens von SP bis FDP für das
Vorhaben zu erhalten.
Woche vom 5. September 2005:
Wirtschaft darf sich nicht aus der sozialen Verantwortung stehlen:
Am 5. September versuchte die SVP einmal mehr, die
Wirtschaft von ihrer sozialen Verantwortung zu entbinden und gleichzeitig
die Kirchen für ihr Engagement in sozialen und Menschenrechtsfragen
zu bestrafen. Sie tat dies, indem sie verlangte, dass die Kirchensteuer
für Firmen freiwillig wäre.
Die SP ist froh, wenn die Landeskirchen (und auch die anderen Glaubensgemeinschaften)
helfen, den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu verteidigen.
Sie begrüsst deshalb, dass in der neuen Zürcher Verfassung
die Kirchensteuer für Firmen bestätigt wurde. In einem
neuen Kirchengesetz sollte aber unseres Erachtens verankert werden,
dass diese Steuern nicht für kultische Zwecke verwendet werden
dürfen (Firmen haben ja keine Möglichkeit, aus einer Kirche
auszutreten), sondern nur für soziale, kulturelle oder denkmalpflegerische
Aufgaben der Landeskirchen (und in Zukunft auch der anerkannten
jüdischen Glaubensgemeinschaften). Der Kantonsrat hat gegen
die Stimmen von SVP und EDU diesen Angriff auf die Landeskirchen
abgewehrt,
Woche vom 20. Juni 2005:
Aus dem Herzen eine Mödergrube gemacht. Die
unglaublichen Vorgänge um die (bewusst falsche?) Blutgruppenvertauschung
am USZ beschäftigten den Rat auch am letzten Montag.
Die SVP versuchte mit Fraktionschef A. Heer, den Skandal den drei
linken RegierungsrätInnen anzuhängen: Diener mache den
Medizinstandort Zürich kaputt, während Notter die Untersuchung
nicht vorantreibe und Aeppli die Besetzung von Prof. Turinas Lehrstuhl
verzögere.
Wahr ist: das USZ hat veraltete Führungsstrukturen und ist
über die Lehrstühle von der Uni abhängig. Die Strafverfolgungsbehörden
haben erst via Medien davon erfahren, dass vielleicht gar kein Versagen,
sondern ein unbewilligtes Experiment vorlag.
Wahr ist auch, dass der Kantonsrat am 4. Juli über das neue
USZ-Gesetz beraten wird. SVP, FDP und SP haben sich auf neue Strukturen
geeinigt, wo Medizin, Pflege und Verwaltung einerseits, die Uni
und das USZ andererseits gleichgestellt sind. Die Gesundheitsdirektorin
wird zwar dem neuen Spitalrat angehören, an seiner Spitze wird
aber jemand Unabhängiger die oberste Verantwortung haben.
Es ist sehr billig, aus dem zu frühen und tragischen Tod von
Frau Voser Kapital für den nächsten Regierungsratswahlkampf
schlagen zu wollen. V. Diener hat die strukturellen Probleme des
USZ erkannt und die richtigen gesetzgeberischen Schritte eingeleitet.
Das Versagen liegt beim medizinischen Personal. Täglich sterben
im USZ mehrere Menschen. Kein Team arbeitet 100%ig fehlerfrei. Es
gilt deshalb, ein Klima zu schaffen, wo die Wahrheit offen ausgesprochen
werden kann und keine falsche Scheu vor Autoritäten das Entstehen
von Fehlern fördert.
Dieses Klima der Wahrheit und der offenen Information wird in jeder
gut funktionierenden Organisation von der Führung vorgelebt.
In dieser Hinsicht war das Krisenmanagement von USZ und Gesundheitsdirektion
nun allerdings völlig unverständlich. Es ist schwer vorstellbar,
dass Spitaldirektorin Roth keinen der zahlreichen schriftlichen
Belege, die bei einer Herztransplantation erstellt werden (zB auch
über die Blutgruppenverträglichkeit von SpenderIn und
EmpfängerIn) eingefordert hat. Dann ist auch schwer vorstellbar,
dass sie ihre Erkenntnisse nicht mit ihrer Vorgesetzten, V. Diener,
besprochen hat. Ein für mich unerklärlicher Fehler der
ansonsten umsichtigen Gesundheitsdirektorin!
Die Medien quetschten uns übrigen PolitikerInnen, welche keinerlei
direkte Informationen aus dem USZ hatten, erbarmunglos aus. Paradox,
dass die grössten SparpolitikerInnen aus SVP und FDP nun plötzlich
dieses und jenes verstärkte Engagement des Staates fordern,
damit das USZ noch mehr tun könne, die Staatsanwaltschaft schneller
ermittle und die Gesundheitsdirektion besser informiere. Meine Damen
und Herren, dank Ihren Steuersenkungen mussten wir die Dienstleistungen
limitieren, da dürfen die Ansprüche an den Staat nicht
immer höher werden.
Woche vom 13. Juni 2005:
Skandal am Unispital ! Oder doch nicht ? Der Herzpatientin
R. Voser soll bewusst ein Herz mit einer falschen Blutgruppe eingepflanzt,
dieses aber wieder entfernt und durch ein Kunstherz ersetzt worden
sein. Als Folge dieses "Experiments" soll Frau Voser gestorben
sein.
Diese schauerliche Geschichte wurde von der "NZZ am Sonntag"
gebracht und dominierte die heutige Boulevardpresse. Regierungsrätin
Diener ging zwar nicht auf den aktuellen Fall ein, da der Untersuchtungsbericht
der Staatsanwaltschaft noch nicht erstellt sei.
Indirekt spielte die grässliche Aktualität aber doch
in die Debatte hinein. Vergeblich wollten wir nämlich das Haftpflichobligatorium
für Ärztinnen und Ärzte verankern. Verena Diener
unterstützte diese brandaktuelle und berechtigte Forderung
vergeblich. Angeführt vom einzigen Arzt im Rat, Oskar Denzler
(FDP, Winterthur) brachten SVP, FDP und CVP es zu Fall.
Damit bleibt die unglaubliche Rechtslage bestehen: Jeder Absatzservice
oder Milchhändler muss eine Haftpflichtversicherung haben,
die "Halbgötter in Weiss oder Grün" aber können
bei Pfuscherei nicht belangt werden !
Woche vom 6. Juni 2005:
Kapitulation vor der Goldküste. Die Steuerfüsse
der Gemeinden im Kanton Zürich liegen viel zu weit auseinander.
Eine Firma bezahlt in Zollikon 79%, in Rheinau dagegen 138%. Dabei
ist ja das Angebot der Gemeinde Zollikon für die Firmen sicher
weit besser als dasjenige in Rheinau.
2003 wurde deswegen eine kantonale Volksinitiative "für
gesunde Steuerparität" eingereicht. Initianten waren SVP-
und FDP-Gemeindepolitiker aus Gemeinden, welche auf den Finanzausgleich
angewiesen sind, damit ihr Steuerfuss nicht noch höher klettert.
Da diese Initiative für den Kanton mehrere Hundert Mio. gekostet
hätte, wurde sie zugunsten eines neuen Finanzausgleichgesetzes
zurückgezogen. Dieses sieht eine obligatorische Intervention
durch den Kantonsrat oder den Regierungsrat vor, wenn mehr als 5
Gemeinden ausserhalb der zulässigen Maximaldifferenz (das Maximum
wird durch den Regierungsrat festgelegt) liegen. Diese Verletzung
trat 2004 ein und vergrössert sich 2005 und voraussichtlich
auch 2006 weiter auf 11 Gemeinden.
Der Regierungsrat und auch die zuständige Kantonsratskommission
wollte nun die 5 reichsten Gemeinden mittels Abschöpfung von
30 Mio. zu einer Steuererhöhung zwingen und dieses Geld in
den Finanzausgleich legen.
Die betroffenen reichen Gemeinden (Zollikon, Zumikon, Küsnacht,
Erlenbach und Herrliberg) lobbyierten bei SVP und FDP derart erfolgreich,
dass der Wort- und Gesetzesbruch gelang. Nur noch
zwei aufrechte FDP-Mitglieder (Hansruedi Hartmann und Andrea Widmer)
blieben bei ihrer Haltung, die Änderung des Finanzausgleichsgesetzes
wurde unter
Namensaufruf mit 85:86 abgelehnt.
Namens der SP-Fraktion appellierte ich vergeblich an die vor einem
Jahr den Initianten gegebenen Versprechungen und erinnerte daran,
dass alle Gemeinden, welche Finanzausgleich beziehen müssen,
von bürgerlichen PolitikerInnen präsidiert werden.
Wenn nun der Regierungsrat das Gesetz anwenden will, müssen
aus der leeren kantonalen Kasse 20-30 Millionen zusätzlich
in den Finanzausgleich fliessen, um in allen armen Gemeinden den
Steuerfuss zu senken.
In Winterthur reagierte die SP prompt und zeigte auf, wie die SVP-
und FDP-Vertreter ihre eigene Stadt um 9 Mio. Finanzausgleich brachten.
==> http://www.spwinti.ch
Recht haben sie, die Winterthurer SP-KollegInnen !
Woche vom 30. Mai 2005:
Vulkanausbruch am Mount Jeker! Am 30.5. brach
nach langer Pause der anstonsten ruhige Vulkan Mt. Jeker aus. Der
Sicherheitsdirektor konnte nicht ruhig zusehen, wie die SVP im Bereich
der KAPO-Aspiranten ihren harten Sparkurs verliess und populistisch
nach unverändertem Polizeibestand rief. Wo er Recht hat, hat
er Recht ! Leider blickte er bei seinem Aufruf, in Sachen Sparen
konsequent zu bleiben, für meinen Geschmack etwas allzu häufig
in Richtung SP-Bänke. Die SP betrachtet die öffentliche
Sicherheit als ebenso wichtigen Teil der staatlichen Leistungen
wie Bildung, Gesundheit und Öffentlichen Verkehr. Deren Erhalt
ist zentral für einen sozial gerechten Staat, der seinen Einwohnern
Chancengleichheit gewähren kann.
Wir können aber nicht akzeptieren, dass die bewaffneten Ordnungskräfte
als Einzige von den Sparaufträgen ausgenommen werden !
Woche vom 23. Mai 2005:
Wer übernimmt im Regierungsrat die Finanzen? Am
Montag, den 23. Mai, fand ein seltenes Ereignis statt: Ein neuer
Regierungsrat leistete vor dem Kantonsrat das Amtsgelübde.
Erst mit diesem würdigen Akt konnte Hans Hollenstein sein neues
Amt antreten. Er beginnt es mit einer für ihn in Zukunft permamenten
Tätigkeit: Einer Sitzung. Im gegenüber liegenden Regierungszimmer
warteten die sechs anderen Regierungsmitglieder auf den Neuen. Sie
bestimmten zu siebt, wer neu die Finanzdirektion leitet und damit
die Nachfolge von Christian Huber antritt. Das Gesetz bestimmt,
dass kein Mitglied des Regierungsrates gezwungen werden kann, mehr
als zwei aufeinanderfolgende Amtsdauern die gleiche Direktion zu
leiten, sondern eine freie Direktion wählen kann. Das traf
auf Verena Diener (Gesundheitsdirektorin) zu, während Markus
Notter zwar schon neun Jahre die Direktion des Inneren und der Justiz
leitet, aber erst eine ganze Amtsdauer (1999-2003).
Lange gingen alle Beobachter davon aus, dass Hans Hollenstein das
schwierige Finanzressort übernehmen würde. Ein Mann, der
so blendend gewählt wurde, obwohl er sich für eine Steuererhöhung
ausprach, scheint tatsächlich geeignet, der Bevölkerung
und dem Kantonsrat dauernd unangenehme Wahrheiten mitzuteilen.
In den letzten Tagen war aber auch Verena Diener in den Gerüchtekreis
vorgerückt . Auch sie hat bewiesen - mit diversen Spitalschliessungen
- , dass sie in der Bevölkerung für harte Entscheidungen
Verständnis wecken kann. Leider hat sie seit der Spaltung der
Grünen, die sie massgeblich vorantrieb, keine Fraktion mehr
im Rücken, was politisch natürlich ein grosses Handicap
ist.
Hans Hollenstein, der neue Mann an der Spitze der Finanzdirektion,
ist jemand, der bisher mit ehrlichen Aussagen gepunktet hat. Auf
gute Zusammenarbeit freut sich natürlich auch der SP-Fraktionspräsident.
Schliesslich wurde er auch mit Unterstützung der SP in sein
Amt gewählt !
Woche vom 9. Mai 2005:
Was macht eigentlich ein Fraktionspräsident? Das
Amt des Fraktionspräsidenten, das ich am Montag für zwei
Jahre antreten werde, ist kein einfaches. Es geht darum, im weitesten
Sinne, den "Laden zusammen zu halten". Als Vertreter einer
Regierungspartei mit dem Willen, etwas zu gestalten und zu bewegen,
reicht Geschlossenheit aber nicht! Es müssen unter den anderen
Fraktionen Partnerinnen gefunden, Lösungen erarbeitet und vor
allem den eigenen KollegInnen Kompromisse verkauft werden.
Zum Glück hat die SP-Fraktion lange Erfahrung darin, ihren
Zielen höchstens schrittweise näher zu kommen!
Daneben hat der Fraktionspräsident zahlreiche konkrete, mitunter
auch administrative, Aufgaben:
- Vorbereiten und Leiten der Fraktionssitzungen
- Vorbereiten und Leiten der Fraktions-Vorstandssitzungen
- Mitgliedschaft in der Geschäftsleitung des Kantonsrates
- mit zahlreichen Repräsentationspflichten - und in der Interfraktionellen
Konferenz
- Mitarbeit mit beratender Stimme in der Geschäftsleitung
der Kantonalpartei, im Parteivorstand und am kantonalen Parteitag
- Präsidialentscheide, wenn weder Vorstand noch Präsidium
(Präsident + 2 VizepräsidentInnen) beigezogen werden
können
Die Aufgabe ist also hochinteressant und fordernd. Trotzdem gilt
sie als wenig attraktiv. Der Grund: Für den 50-60%-Job wird
ein fürstliches Salär von 10'000 Fr. plus Kantonsratssitzungsgelder,
also ca. 30'000 Fr. gezahlt.
Woche vom 2. Mai 2005:
Abschied in der SP-Fraktion: Die SP-Fraktion verabschiedet
sich von ihrer langjährigen Fraktionspräsidentin Dorothee
Jaun.
Dorothee Jauns politische Tätigkeit gleicht der einer Zehnkämpferin.
Sie hat in unzähligen Funktionen (Gemeinderat, Jugendkommission,
Kantonsrat, Parteileitung, als Delegierte in dieser und Präsidentin
in jener Versammlung) das SP-Schiff in den letzten Jahren in Fahrt
und auf Kurs gehalten.
Wer mit ihr zusammenarbeitet, muss sich ganz schön anstrengen,
um mitzuhalten, eine halbbatzige Vorbereitung auf eine Sitzung liegt
da nicht drin. Aber wir alle, die mit Dorothee in den verschiedensten
Teams zusammen sind, wissen auch: Jeder Ärger ist in kurzer
Zeit buchstäblich verraucht, und das nächste Ziel bereits
angepeilt. Unverständlich deshalb, dass die Zürcher Wählerschaft
Dorothee Jaun 1999 nicht in den Regierungsrat gewählt haben
! Mit ihrem doppelten und dreifachen Einsatz wäre der Kanton
gut gefahren !
Woche vom 25. April 2005:
Kantonspolizei und ihre Freunde und Helfer: "Mit
dem Massnahmenplan Haushaltgleichgewicht 2006" setzt der Regierungsrat
das Austerity- (Reduktion der Staatsausgaben)-Programm der rechten
Ratsmehrheit 1999-2003 weiter um. Von der Verfassung gezwungen gleicht
er die Staatsrechnung über die 8 Jahre 2001-2008 aus und budgetiert
saftige Überschüsse für die kommenden 3 Jahre.
Dazu müssen alle Bereiche bluten: Kantonsverwaltung, Öffentlicher
Verkehr, Gesundheit, Justizvollzug etc. Polizeivorsteher Jeker kann
seine Kantonspolizei nicht vor dem allgemeinen Spardruck schützen.
Doch die KAPO hat starke Freunde und Helfer. In allen Fraktionen
ausser bei der FDP fürchtet man sich vor der öffentlichen
Meinung, die nach mehr Polizeipräsenz ruft. Die SP will an
diesem populären Beispiel aufzeigen, dass der von der SVP angestrebte
"Nachtwächter"-Staat zu einer "Ellbogen"-Gesellschaft
führt, in dem das Recht des Stärkeren gilt.
In Texas kann man so einen Staat studieren: Der von G. Bush jahrelang
regierte Bundesstaat gibt mehr Geld für Gefängnisse als
für Schulen aus ! Die KAPO-Kampagne kann also nur Freude machen,
wenn sie die Einsicht fördert, dass unsere Staatsleistungen
notwendig und ihr (Steuer-) Geld wert sind.
Ein
besonders herzliches Willkommen an alle "zünftigen"
NZZ-Leser, frei nach dem Motto: "was sich liebt, das neckt
sich". Ist allemal besser als das diesjährige Motto des
1.-Mai-Komitees "Die Regierung stürzen!". Ruedi Lais
Woche vom 18. April 2005:
Bonzenfasnacht im Rathaus: Am Sechseläuten
erscheinen jedes Jahr einige Zunft-Herren in ihren Kostümen.
Als republikanisch-demokratisch Gesinnter betrachte ich diese Inszenierung
mit etwelcher Belustigung. Nie käme mir in den Sinn, mich z.B.
in meinem OL-Dress (selbst in sauberem Zustand nicht!) als Volksvertreter
darzustellen.
Noch viel mehr inneres Schmunzeln wird der Aufzug bewirken, wenn
wir die stark geschmolzene reale Macht des Zunftwesens und seiner
Netzwerke in der globalisierten, leistungsdominierten Wirtschaftswelt
von heute vor Augen haben. Für die ernsthafte Clownerie des
Sechseläutens ist die Zeit abgelaufen, wer sagt es den Armen
endlich ?
Der willkommene, rat-lose Nachmittag wird von der SP-Fraktion sinnvoll
investiert, um die Stadttunnel-Pläne des Regierungs- und des
Stadtrates zu untersuchen und eine Stellung dazu zu erarbeiten.
Wer als Linker mindestens 50 Jahre alt ist, wird stark an seine
ersten politischen Grosstaten erinnert, die Kämpfe gegen das
Y, für Demokratie im Strassenbau und für die autofreien
Sonntage. Graue Umweltpanther, vor !
Woche vom 11. April 2005:
Vorlage 4157 - Première des Kantonsratsfilms:
Jedes Jahr besuchen Dutzende von Schulklassen den
Kantonsrat. Zum Besuch gehört neu auch, dass man den Kantonsratsfilm
sieht. Er zeigt anhande der Vorlage 4157 "Nachtangebot des
ZVV", wie der Kantonsrat funktioniert. Jede Fraktion durfte
eine Schauspielerin oder einen Schauspieler stellen. Ihrer Rolle
gemäss übernimmt die SVP die Oppositionsrolle und sagt
Nein zu 4157.
Das Thema "Nachtbus" wurde geschickt gewählt, denn
seine Passagiere sind ja die Schulklassen. Alle Fraktionen bemühten
sich denn auch, jugendliche und frische SchauspielerInnen zu benennen.
Nur die SVP den pensionierten Ernst Brunner sein Nein damit begründen,
dass doch die Jugendlichen den Ausgang auf dem Land geniessen sollten.
Der Kantonsrat hatte bei der Première den Plausch an der
lebensechten Darstellung seiner Arbeit und seines versteckten Innenlebens.
Woche vom 4. April 2005:
Unwillen in der Flughafenfrage: Mit Händen greifbar
ist weiterhin der Unwillen der rechten Ratshälfte, sich mit
den grossen Problem der Flughafenpolitik auseinanderzusetzen.
Das zeigte sich wieder deutlich bei der Diskussion von Vorstössen
zur Richtplanung um den Flughafen und zu den laufenden Gesprächen
mit Deutschland. Die SP wollte, dass der Kanton für den Flughafen
eine planerische Obergrenze festlegt und seine Richtplanung danach
richtet. Es soll entschieden werden, wo angesichts des möglichen
Wachstums noch gewohnt werden kann und wo nicht. Wer anders als
der Kanton sollte das denn entscheiden. Für SVP und FDP ist
die Lösung einfach: Der Verkehr soll wachsen, und es soll weiter
gebaut werden können, wo die Bauherren wollen. Wer an einer
Lärmlage wohnt, ist selber schuld.
Diese Politik des Augenzudrückens hat in vielen ausländischen
Grossstädten zu Ghetto- oder gar Slumbildungen geführt
mit unabsehbaren sozialen Konflikpotenzialen. Die SP setzte sich
logischerweise erneut für eine Bewegungsplafonierung und eine
längere Nachtruhe als Grundlage der Zürcher Raumplanung
ein - allerdings ohne Erfolg.
Unsäglich der Auftritt von Lukas Briner, der eine Lanze für
das Verkehrswachstum brach und deshalb das 6. provisorische Betriebsreglement
namens der FDP lobte. Als Dank dafür erhielt er 5 Tage später
einen Sitz im Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG (Unique)....
Woche vom 21. März 2005:
Spezialdebatte zur Swiss: Genügend Substanz
? Eine Spezialdebatte hätte soll es am letzten
Montag dem Rat erlauben sollen, auf die Übernahmeverhandlungen
von Swiss und Lufthansa zu reagieren. Wir wussten ja noch kaum etwas
über die Details des Deals.
Entsprechend schossen die Bedingungen ins Kraut, die von der Politik
formuliert wurden. Bedingungen, welche Lufthansa hätte erfüllen
müssen, um in den Besitz dieser nationalen schweizerischen
Perle zu gelangen. Ich bezweifelte, dass wir noch in der Lage sind,
uns monatelang über Rahmenbedingungen zu unterhalten. Lufthansa
häte auch seelenruhig warten können, bis Swiss noch viel
günstiger geschluckt werden könnte. Denn kein Experte
hatte eine Prognose gewagt, wann Swiss wieder Gewinne eingeflogen
hätte.
Für die SP standen die folgenden Überlegungen im Zentrum:
- wie erhalten marktfähige schweizerische Unternehmen des
Luftverkehrs die grösstmögliche Chance, ihre Aufträge
von Swiss zu behalten oder an neue Aufträge von Lufthansa
oder Star Alliance heranzukommen ?
- wie erfolgt der Abbau von nicht marktfähigen Teilen unserer
Luftfahrtindustrie ?
- wie erfolgt die Bedienung der Schweiz mit den wichtigen Direktverbindungen
nach Übersee ?
- welche Rolle erhält der Flughafen Zürich innerhalb
des Hub-Konzepts der Star Alliance ?
- wie viele Millionen Abschreiber muss der Staat auf den Swiss-Aktienpaketen
machen (der Kanton besitzt 10% mit einem Marktwert von ca. 45
Mio., die aber wegen des Aktienbindungsvertrages nicht verkäuflich
sind)
Wir machten das Flugregime in Kloten im Gegensatz zu den bürgerlichen
Südanfluggegner-Parteien nicht zum Teil der Fusionsdebatte
- die beiden Dossiers haben schlicht nichts miteinander zu tun!
Der Kantonsrat hatte nichts zum Deal zu entscheiden, weil keine
Nachschusspflicht der Aktionäre vereinbart wurde. Das heutige
Aktienpaket wurde vom Regierungsrat aus Dringlichkeitsgründen
in eigener Kompetenz verkauft, und die Abschreibung der Aktien wird
als "Budgetüberschreitung" verbucht werden.
Woche vom 14. März 2005:
ZVV - die Erfolgsgeschichte muss weiter gehen !: Am
letzten Montag blies die SVP-Fraktion zum Sturmangriff auf eines
der Erfolgsprojekte der Zürcher Politik, den Zürcher Verkehrsverbund.
Sie wollte mit einer Serie von Anträgen den Öffentlichen
Verkehr im Kanton Zürich auf Sparkurs trimmen und diesem Kurs
viele Errungenschaften des ZVV opfern: Höchste Qualität,
dauernde Ergänzung entsprechend der Siedlungsentwicklung im
Kanton, vernünftige Verträge mit den Transportfirmen,
welche für den ZVV fahren, und ihr Personal.
Die SP-Fraktion hat sich mit viel Herzblut für den ZVV eingesetzt
und im Verbund mit allen anderen Fraktionen auch in allen Abstimmungen
obsiegen - damit die Erfolgsgeschichte weitergehen kann !
Ich war ja nur gespannt, wie viele RednerInnen ihre Vorträge
mit "ich bin auch ein..." beginnen oder abschliessen würden
! Nun weiss man es: keinE EinzigeR verwendete dieses offenbar zu
abgenutzte Bonmot !
Woche vom 7. März 2005:
Fairness bei der Steuererklärung: Der monatelange
Streit über einen einheitlichen Lohnausweis im Steuerrecht
konnte unter Vermittlung von Bundesrat Hans-Rudolf Merz beigelegt
werden. Annehmlichkeiten für Kadermitarbeiter (sog. Fringe
Benefints) sollen als Einkommen deklariert sein und versteuert werden
müssen.
Doch was interessiert einen Zürcher SVPler ein Kompromiss,
der auf Bundeseben zwischen Arbeitgeberverbänden und Steuerverwaltung
gefunden wurde. Die SVP kämpft in Zürich für die
weitere Privilegierung der Fringe Benefits dank dem veralteten Lohnausweis.
Selbstverständlich sind wir für Fairness und eine Vereinheitlichung
der Steuerformulare in der Schweiz eingetreten....
Mit einem Paukenschlag endete die Beratung des Notariatsgesetzes.
Dessen Änderung hätte dem Kanton 30 Mio./Jahr an Gebühren
entzogen. Nun kann man über die Berechtigung einer Gebühr,
welche de facto eine Steuer darstellt, geteilter Meinung sein, ich
wäre hier eher puritanisch und würde es bei einer kostendeckenden
Gebühr belassen. ABER: Dem Kanton in der heutigen Situation
30 Mio. (1 Steuerprozent) entziehen, wieg schwer. Und die Lobby
der Liegenschaftenhändler interessierte es herzlich wenig,
wo der Kanton diese 30 fehlenden Mio. hernimmt, resp. einsparen
könnte. Wegen Disziplinlosigkeit auf der rechten Seite gewann
Mitte-Links die Abstimmung mit 3 Stimmen Differenz...
Am Nachmittag hat mich die SP-Fraktion zu ihrem Präsidenten
für die Jahre 2005-2007 mit Amtsantritt per 9.5.2005 gewählt.
Ich folge in diesem Amt Dorothee Jaun nach, die die Fraktion seit
2001 mit grossem Erfolg geleitet hat.
Woche vom 27. Februar 2005:
Einen zweiten Kanton im Keller?: Die Debatte
zur Landschaftsinitiative wurde leidenschaftlich geführt. Linke
und Grüne verteidigten die Initiative und wiesen auf die stets
kleiner werdenden Freiräume sowie auf den Baudruck im eigentlichen
Nicht-Baugebiet hin. SVP und FDP argumentierten widersprüchlich:
1. Die Initiative sei ein sehr grosser, inakzeptabler Eingriff
in die Entwicklungsmöglichkeiten der Landwirtschaft.
2. Die Initiative sei nicht notwendig und ändere gegenüber
dem heutigen Zustand praktisch nichts. Mit den bestehenden Instrumenten
sei der Landschaftsschutz bestens gewährt.
Ich wies in meinem
Votum auf die Bestrebungen hin, den Landschaftsschutz auf Bundeseben
aufzuweichen: C. Blocher verlangt mehr raumplanerische Freiheiten
für die Landwirte statt der bisherigen Subvenionierung. Gewerbe-
und Wohnnutzungen sollen auf den Betrieben erleichtert werden. SVP
und FDP wollen das Beschwerderecht der Umweltorganisationen abschaffen,
und in Bern sind von ihnen Vorstösse pendent, das Raumplanungsrecht
zu deregulieren, damit die von C. Blocher erwähnten neuen Nutzungen
im Landwirtschafsgebiet möglich werden. Die Abstimmung ergab
unter Namensaufruf
das Resultat von 69:86
Woche vom 14. Februar 2005:
Wie den Staat führen?: Am 14. Februar stand
die Organisation des Regierungsrates im Zentrum der Debatte. Im
neuen Organisationsgesetz des Regierungsrates wird dessen heutiges
Funktionieren an den neuen gesetzlichen Rahmen (Kantonsratsgesetz,
Gesetz über die Politischen Rechte) angepasst.
Leider waren sowohl Regierungsrat als auch der Kantonsrat nicht
bereit, sich über eine Reform der kantonalen Staatsführung
fundamentale Gedanken zu machen, wie:
- muss der Regierungspräsident jährlich wechseln, so
dass niemand "führen" kann ?
- sind die Direktionen bei Personalfragen, Liegenschaften, EDV,
Kommunikation etc. weiterhin 7 eigenständige "Firmen"
oder wird der Kanton von einem Regierungs-Team geführt, dass
obige Ressourcen auf einfache Weise gemeinsam beschäftigen/nutzen
kann ?
M.E. liegt in einem besseren Management dieser Ressourcen ein erhebliches
Effizienz-Potenzial. Bevor mit weiteren Abbaupaketen Gemeinden und
Bürger weniger Leistungen erhalten, sollte dieses Potenzial
genutzt werden können.
Woche vom 7. Februar 2005:
Ja zur Integrationshilfe für ausländische Jugendliche!:
Die pro Jahr 1000-1500 15-20jährigen, neu eingewanderten
Jugendliche sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen. Auch
in der Kriminalitätsstatistik sind sie vorne platziert. Wir
haben alles Interesse daran, ihnen einen besseren Start in die schweizerische
Berufswelt und Gesellschaft zu ermöglichen. Selbst nach Absolvierung
der freiwilligen Integrationskurse nimmt der Anteil der Jugendlichen
ab, die in eine nächste Schulstufe wechseln können oder
die Berufstätigkeit aufnehmen. Umso wichtiger ist es, alles
für eine gute Integration der fremdsprachigen jugendlichen
Immigranten zu unternehmen !
Der Kantonsrat hat der Verlängerung der Kurse für weitere
3 Schuljahre à 2 Mio. Franken zustimmen. Bereits hat die
SVP das Referendum angekündigt und wird auch diese Gelegenheit
nicht auslassen, erneut eine fremdenfeindliche Kampagne zu starten.
Mit der definitiven Verabschiedung des Volksschulgesetzes in die
zweite Volksabstimmung hat sich der Kantonsrat einer grossen Pendenz
einstweilen entledigt. Gegenüber der ersten, vom Volk abgelehnten,
Version, ist die Grundstufe aus dem Kindergarten und der ersten
Klasse dahingefallen. Damit konnte die Opposition aus Lehrerkreisen
erheblich reduziert werden, so dass die SVP zusammen mit den christlichen
Fundamentalisten allein gegen die Schulreformen ankämpfen wird.
Woche vom 31. Januar 2005:
Für eine aktive Agglomerationspolitik: Der
Bund wird mit der neuen Finanz- und Aufgabenverteilung (NFA) Geld
aus den Treibstoffzolleinnahmen und der Leistungsabhängigen
Schwerverkehrsabgabe (LSVA) für eine aktive Agglomerationspolitik
ausgeben.
Die städtischen Kantone müssen für die fast unlösbaren
Raumplanungs- und Verkehrsprobleme Projekte auf die Beine stellen,
wenn sie von den Bundesgeldern profitieren wollen. Anhand einer
Interpellation der FDP wird der Rat am Montag die Agglomerationspolitik
diskutieren. Wir haben der FDP Vorschläge gemacht, in welche
Richtung solche Agglomerationsprogramme gehen sollten, darauf aber
keinerlei Antwort erhalten. Ich habe den SP-Vorstoss mit der Nummer
463/2004 am 22.12.04 eingereicht. Er verlangt, dass der Bund die
gesetzlichen Grundlagen für eine Finanzierung kombinierter
Projekte des Strassen-, Bahn- und unmotorisierten Verkehrs schafft.
CVP und EVP haben mich dabei unterstützt.
Die SP würde sich freuen, wenn auch die FDP ihre Vorstellungen
einer aktiven Agglomerationspolitik äussern würde...
Noch fast wichtiger als die Verkehrsprobleme sind allerdings m.E.
die Strukturen. Die heutige Gemeindeautonomie hat sich in der zusammengewachsenen
Agglomeration Zürich überlebt. Es müssen neue Formen
der Zusammenarbeit von Gemeinden geschaffen werden, zB bei der Bau-
und Zonenordnung. Der Verfassungsrat hat es aber leider verpasst,
hiefür die Grundlagen zu schaffen. Es bleibt noch viel zu tun,
bis sich Zürich von den Gemeindestrukturen des 19. Jahrhunderts
löst !
Woche vom 24. Januar 2005:
Keine Sonderstellung der Polizei beim Leistungsabbau: Leider
wurde am 17.1. die Landschaftsinitiative noch nicht behandelt, weil
die Diskussion zum Verbandsbeschwerderecht zu viel Zeit in Anspruch
nahm. Sie wird voraussichtlich am 8.3. drankommen.
Wichtigstes Thema war diesen Montag der Bestand der Kantonspolizei.
Die SVP wollte die KaPo von dem durch die Steuersenkungen erzwungenen
Leistungsabbau des Kantons ausnehmen und RR Jeker verpflichten,
den Sollbestand auszuschöpfen (im Moment sind 44.5 Stellen
unbesetzt). Der Rat lehnte diese Sonderbehandlung einer einzelnen
Staatsaufgabe ab. Der Abbau bei der KaPo wird mit Sicherheit an
den meisten Orten durch die Gemeindepolizei kompensiert, der Spareffekt
für den Steuerzahler fällt so dahin.
Woche vom 17. Januar 2005:
Voller Einsatz für den Schutz unserer schönsten Landschaften
! Nach der voraussehbaren Unterstützung der SVP-Vorstösse
gegen das Verbandsbeschwerderecht (dazu sind nur 60 Stimmen nötig)
werden wir am nächsten Montag die Landschaftsinitiative,
eine Volksinitiative der Naturschutzorganisationen, behandeln.
Leider unterstützen nur SP und Grüne diese Initiative.
Sie verlangt, dass die vom Bund im Bundesinventar der Landschaften
von nationaler Bedeutung (BLN) aufgelisteten Zürcher Landschaften
unter Schutz gestellt werden. Die bekanntesten davon sind: Greifen-
und Pfäffikersee, Sihlwald, Tössberggebiet, Rheinfall,
Thurauen, Neeracherried, Katzensee. Ich bin als Mitglied des Abstimmungskomitees
engagiert und werde natürlich auch im Rat zu diesem wichtigen
(für mich auch: Herzens-) Anliegen sprechen.
Die schönsten und wertvollsten Landschaften müssen nicht
nur auf dem Papier geschützt werden. In Zusammenarbeit mit
der Landwirtschaft müssen sie so gepflegt werden, dass die
Anliegen des Natur- und Landschaftsschutzes und der Erholung vereinbart
werden können. Die Bautätigkeit, welche in den BLN-Gebieten
tragischerweise genauso hoch ist wie in den Baugebieten (!) muss
streng eingeschränkt werden.
Ich bin sicher, dass unsere Volksinitiative
in der Bevölkerung sehr populär ist und es schwierig sein
wird, gegen sie anzutreten. Ich freue mich auf diese Entscheidung
am 10. Juni 2005 !
Woche vom 10. Januar 2005:
Dem Umweltschutz zu Leibe rücken: SVP und
FDP liefern sich ein Wettrennen. Sie glauben, im Kampf gegen das
Verbandsbeschwerderecht bei der Wählerschaft zu punkten. In
Wirklichkeit geht es kaum um die juristische Frage, wer gegen welche
Bauprojekte Einsprache machen darf. Es geht um einen Kampf gegen
das Umweltschutzgesetz und gegen dessen Umsetzung in den Baugesetzen.
Am ersten Montag im neuen Jahr hat die SVP die schlichte Abschaffung
des Verbandsbeschwerderechts auf kantonaler und eidgenössischer
Ebene verlangt. Die FDP will in gewohnter Manier gehorsamst hinterher
marschieren.
Namens der SP und der Pro Natura werde ich das Verbandsbeschwerderecht
nach Natur- und Heimatschutzgesetz und nach Umweltschutzgesetz verteidigen.
Von diesen Beschwerden werden weit mehr gutgeheissen als von den
privaten Rekursen, welche weit über 90% aller Rekurse ausmachen.
Gegen diese Rekurse machen sich die Rechtsparteien wohlweislich
nicht stark, stammen sie doch aus Kreisen von Hausbesitzern und
geben den zahllosen Anwälten in den Reihen der FDP gut bezahlte
Arbeit.
Ich werde Sie, liebe www-Besucher, weiterhin auf dieser Seite über
interessante Entwicklungen und Debatten im Kantonsrat auf dem Laufenden
halten und freue mich über jeden Kommentar.
Weiter zum Archiv des
Jahres 2004
Weiter zum Archiv des
Jahres 2003
|